Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

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Batsch

Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von Batsch »

Liebe Kenner
wir reisen nicht pauschal/organisiert - beziehen in Chiang Mai ein Guesthouse und weilen u.a. für 3 Tage in Bodo Försters Elephanten Camp.
Bei der Planung der restlichen Tage bin ich u.a. auf das Hinterland und auf die Besuche bei den verschiedenen Bergvölker gestossen.
Aber ist eine Tour dorthin ethisch überhaupt vertretbar oder ist es wie ein gräuslicher "Menschenzoo"? Das haben wir bisher immer tunlichst vermieden und wollen das auch in Thailand nicht anders handhaben.
Gibt es evtl. sinnvolle Projete oder Orte - wo man die Würde der Menschen respektiert?
Danke sagt
Batsch


smile
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Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von smile »

Batsch hat geschrieben:
Gibt es evtl. sinnvolle Projete oder Orte - wo man die Würde der Menschen respektiert?
Danke sagt
Batsch
Klar ist das ein Menschenzoo! Die Menschen leben aber mit den Touristengroschen würdevoller als ohne. Wenn der Bauch leer ist, die Medikamente für Opa und die Kinder nicht bezahlt werden können, dann ist Würde schnell nur noch ein Wort mit Luft dahinter. Das traditionelle Leben geht kaum noch und für ein modernes Leben fehlen die Grundlagen z.B. Sprache, Arbeitserlaubnis, Staatsangehörigkeit, Ausbildung etc. Es bleibt jedenfalls mittlerweile Geld bei den Dorfbewohnern hängen. Bei einem Tagesausflug weniger, bei einer Übernachtung in einer Lodge natürlich mehr.
Es gibt einige Ökotourismus Projekte im Norden, mit Homestay und Schnick und Schnack - die Projekte werden hoch gelobt und stellen auch einen ersten Schritt da, ABER auch diese Projekte kann man als eine Art Zoo bezeichnen! Bei interesse kann ich entsprechende Unterlagen raus suchen.
Aber eine Art Disney Land, Menschenzoo oder wie man das nennen will bleibt es immer.


Rache? Sei einfach glücklich! Nichts stört Neider mehr als wenn du ein zufriedenes Leben führst!
Batsch

Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von Batsch »

Wenn von Projekten die Rede ist, die nur auf den kurzfristigen Profit ausgelegt sind und keinerlei Rücksicht auf auf die Traditionen (ich nenn's halt Würde) der Bewohner legen (angeführt wird im besonderen die Zurschaustellung der Langhalsfrauen), dann machte ich um solche Orte einen grossen Bogen. Nehme aber an, dass diese Orte/Dörfer relativ einfach zugänglich sind.
smile hat geschrieben: Es bleibt jedenfalls mittlerweile Geld bei den Dorfbewohnern hängen. Bei interesse kann ich entsprechende Unterlagen raus suchen.
sehr gerne, danke!


smile
Inventar
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Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von smile »

Batsch hat geschrieben:... und keinerlei Rücksicht auf auf die Traditionen (ich nenn's halt Würde) der Bewohner legen (angeführt wird im besonderen die Zurschaustellung der Langhalsfrauen), dann machte ich um solche Orte einen grossen Bogen. Nehme aber an, dass diese Orte/Dörfer relativ einfach zugänglich sind.
Hat alles 2 Seiten ... Traditionell wäre z.B. durch die Wälder tappern und Brandrodung betreiben, bei Stämmen anderer Ethnien Frauen und dergl. klauen, über die Grenze nach Burma marschieren und da Krieg spielen (sollen sie ja wohl vor kurzem eingestellt haben).
Natürlich werden die Padaung zur Schau gestellt und das ist "würdelos", andererseits kann man auch sagen das dies ein mieser schlechtbezahlter Job ist, wie viele andere in Thailand auch.

Wenn wir ehrlich sind, wenn ein thail. Zimmermädchen morgens in die Bude kommt, Kondome und Bierflaschen zusammen kramen muss und feststellt das da mal wieder einer das Häufchen neben die Keramik gemacht hat ist das auch ziemlich würdelos und nachhaltig kommt für die auch nicht viel rum.

Ich such Dir jedenfalls ein paar Adressen von Ökotourism raus, kann aber ein wenig dauern.


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Batsch

Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von Batsch »

smile hat geschrieben: .... andererseits kann man auch sagen das dies ein mieser schlechtbezahlter Job ist, wie viele andere in Thailand auch..
.. aber ich kann wählen, ob ich von diesem angebotenen Job Gebrauch mache oder nicht.
smile hat geschrieben: Wenn wir ehrlich sind, wenn ein thail. Zimmermädchen morgens in die Bude kommt, Kondome und Bierflaschen zusammen kramen muss und feststellt das da mal wieder einer das Häufchen neben die Keramik gemacht hat ist das auch ziemlich würdelos und nachhaltig kommt für die auch nicht viel rum.
Zum Glück gibts auch noch andere Touristen!
smile hat geschrieben: Ich such Dir jedenfalls ein paar Adressen von Ökotourism raus, kann aber ein wenig dauern.
Danke


smile
Inventar
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Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von smile »

Batsch hat geschrieben:.. aber ich kann wählen, ob ich von diesem angebotenen Job Gebrauch mache oder nicht.
Logisch, ich persönlich schau mir sowas auch nicht an - hauptsächlich aber weil mich das tötlich langweilen würde. Finde es aber nicht verwerflich, wenn man die üblichen Touren macht, weil es denen sonst leider noch besch... ginge.


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frankklupper

Re: Besuch bei den Bergvölker - ethisch vertretbar?

Beitrag von frankklupper »

besuch bei den bergvölkern - ethisch vertretbar?

das muss jeder selber wissen
in der gegend um chiang mai wirst du kaum noch bergvölker treffen die nicht an tourismus gewöhnt sind
aber wie gesagt ich finde es nicht verwerlich wenn sie davon leben da sie ja wirklich in den meisten fällen eine randgruppe darstellen
außer vielleicht die karen - dort trifft man auch geschäftstüchtige reiche kariang die relativ gut integriert sind aber nicht mehr in den
bergen leben sondern in der ebene um chiang mai
zum teil zumindest - wo sie ihrem reichtum herhaben? ich weis nicht - meine frau denkt das sie früher im opium handel verstrickt waren
ob da so ist da fehlt mir der tatsächliche überblick da die thais ja sehr nationalistisch populistisch in vielen gesellschafftschichten ausgeprägt sind
und auf randgruppen nicht immer gut zu sprechen sind
mich persönlich hat diese geführten touren nie interssiert da sie ein bild von harmonie vorgaukeln das so nicht existiert
ich bin aber mal mit meiner frau und nen freund von mae salong aus richtung burmesische grenze gewandert und da kamen wir durch
2 akha-dörfer durch die ihr geld nicht mit tourismus verdienen - in mae salong machen meist thais,chinesen und taiwanesen urlaub
die aber im ort bleiben - asiaten wandern nicht wirklich gern
deshalb spricht in diesen dörfern kaum einer englisch und man muß sich mit händen und füßen unterhalten
da viele dort auch dem thai nur bedingt mächtig waren - war es selbst für meine frau nicht leicht zu komunizieren
aber es war wirklich beeindruckend wie gastfreundlich die menschen dort waren - trotz der erdrückenden armut wurden wir
vom dorfchef zum essen eingeladen und durften ein paar stunden am dorfleben teilnehmen
keiner hat irgendwie durchblicken lassen das wir für die gastfreundschafft etwas bezahlen müssen, es war wirklich einfach nur herzlich
wie es übrigens auch in der thailändischen provinz wo kein tourismus herscht auch bei den thais noch teilweise so ist
natürlich haben wir dann dem dorfchef einen ganz passablen tip zukommen lassen - ob er die baths selber eingesteckt hat oder dem
dorf zukommen lassen das entzieht sich leider unserer kentnis

was sich damit eigentlich sagen möchte - wer noch einigermasen unverfälschte bergvölker besuchen möchte sollte
nach mae salong(Chiang rai provinz), Mae hong son (außer langhalsfrauendörfer) oder gleich in die provinz nan ausweichen
und wenn man dort auftaucht - es hindert dich keiner daran dort im angemessenen rahmen für die erhaltene gastfreundschafft
etwas zu geben
schon aus dem hintergrund heraus das diese menschen wirklich sehr arm sind
wir haben das daran erkannt das dort wirklich nur sehr wenige ein händy hatten was ja in asien wirklich selten ist


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