Reisebericht unserer ersten Asienreise

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BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Dieses Kapitel war schon fast fertig, daher kann ich es trotz des Stresses nun auch zur Lektüre anbieten..

KAPITEL XII
Freunde in der Ferne


Alle haben wir irgendwas mit Musik oder Kunst zu tun, sind lustig und reisefreudig. Uns dann hier in Koh Kong in der Stadt und nicht auf dem Festival zu treffen, eine freudige Überraschung. So tauschten wir unsere bisherigen Reiserlebnisse aus und wollten unbedingt dieses Wiedersehen mit einem gemeinsamen Ausflug zelebrieren. Nicht weit weg sollte es einen Wasserfall geben, die gibt es zwar überall und deshalb spielen sie als bedeutende Sehenswürdigkeit für das regionale Marketing auch eine wichtige Rolle. Als Treffpunkt war „Otto’s Bar“ ausgemacht, bei dem es ein reichhaltiges Frühstücksmenu gab und er sich gut in der Gegend auskannte. Kommt aus Deutschland und ist, wie so Einige in Asien nach bewegtem Leben nun hier hängengeblieben.

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Die georderten zwei TukTuks waren nicht mehr ganz taufrisch und hatten ihre liebe Mühe mit den Steigungen zum National Park. Einen Dollar Eintritt hielten parat und marschierten einen steinigen Weg entlang, ohne genau zu wissen, ob das der richtige wäre. Wie Pfadfinder versuchten wir uns zu orientieren, nur nicht den Überblick verlieren. Ringsum war schon sehr dichter Urwald, also blieben wir schön zusammen. Einen steilen kleinen ausgetretenen Pfad runter, bewacht von einer bunten Spinne, die uns aber durchliess und wir waren am Ziel.

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Was die Natur so alles hervorbringt, hier konnten wir es sehen. Viel Wasser gab es natürlich nicht, denn es war ja keine Regenzeit. Dafür aber lagen nun die, über Jahrtausende rundgewaschenen Steine wild verstreut herum und wir konnten nur erahnen, was das wohl für Strudel sein mögen wenn sich das alles füllt.

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Ein paar erfrischende Kaskaden gab es und einen See, der zum Baden einlud. Da es Samstag war, kamen mehr und mehr, vor allem Einheimische an diesen Ort. Das Wasser plumpste mal hier mal dort herunter und sammelte sich zu einem Fluß. Dort lud ein Felsvorsprung Wagemutige zum Sprung aus ca. 5 m Höhe ein, was unsere Jungs auch alsbald den einheimischen Cliffdivers nachmachten. Mir hat das früher auch immer viel Spaß gemacht und ich war kurz davor, es hier noch einmal zu versuchen. Doch die Vernunft siegte, Angst bremste mich gar nicht, doch war es schon zu lange her und dafür zu hoch.

Nach einer Brille, die versehentlich bei einem Sprung aufblieb wurde von einem der Tauchfischer erfolgreich und gegen Finderprämie getaucht. Dieser schöne Fleck Natur war ein begehrtes Ausflugsziel von Touristen und Einheimischen, so kam ein Boot nach dem anderen und legte am unteren Flußufer an. Mit der Ruhe und Beschaulichkeit war es damit vorbei. Dutzende Grüppchen eröffneten ihr „Weekend-Picknick“ und spannten die Sonnenschirme auf.

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Noch ein wenig herumklettern auf den runden Felsen und den Anblick geniessen, dann stand der Rückweg an. Nun machte sich der Hunger bemerkbar und wir nahmen Platz in einem Strassenrestaurant, welches von einem Deutschen geführt wurde. Diese Tatsache erleichterte das übliche Bestellszenario enorm und frisches Bier vom Fass war dann noch das i-Tüpfelchen.

Die Freude der Gemeinschaft hatte damit aber auch ein Ende, da alle recht unterschiedliche Pläne hatten, was völlig okay war. Jeder kam aus einer Richtung und fuhr halt weiter in eine andere, Globetrotterfeeling pur. Jeder Versuch, die Gruppe zusammenhalten zu wollen, wäre zwecklos gewesen. Uns war in diesem Moment klar, dass wir sie vermissen werden auf unserer Weiterreise. So gab es auch keine Verabredungen weiter und wir verabschiedeten uns herzlich.
Die melancholisch-romantische Stimmung beim Sonnenuntergang am Flussufer deckte sich mit der unsrigen, da es wieder weiter ins Ungewisse ging. Kambodschas Küste entlang wollten wir und buchten für den nächsten Morgen bei Paddy die Bustour nach Sihanoukville, dem grössten und bekanntesten Badeort.

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Gegenüber der Bar schien eine dieser aufwendig gestalteten Hochzeiten statt zu finden. Das dauert 3 Tage und wird mit frühmorgendlichen Mönchsbeschwörungen eingeleitet. Ab 05.00 Uhr hört man über Lautsprechersysteme im gesamten Viertel gleichmäßige und dutzendmal wiederholte Sprechgesänge, begleitet von Glöckchenklingeln und wenigen Trommelschlägen. Am Ort des Geschehens werden große Festzelte (Plastikbahnen) aufgebaut und alles wird liebevoll hübsch dekoriert.

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Ist innen kein Platz wird die Strasse in Anspruch genommen und ein Polizist regelt den Verkehr. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Einmarsch des Brautpaares an den vielen Gästen vorbei, die ihre jeweiligen Geschenke und Huldigungen in der Hand halten. Das Brutpaar unterzieht sich dann offenbar einer buddhistischen Prozedur und dann wird vom Feinsten gespeist und getrunken. Interessanterweise haben wir keine Tänze, so wie bei uns gesehen, was wir schade fanden.

So ergab sich ein recht schräges Bild an dieser Stelle: Auf der einen Strassenseite die kambodschanische Hochzeit im Plastikzelt und auf der anderen Seite eine Horde Hippies und Weltreisende mit Reggae-Musik und Poolbillard.


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XIII
Sihanoukville – Ballermann Asian Style


So ein TukTuk-Fahrer hat’s nicht leicht, schon gar nicht mit deutschen Touristen, die einfach mal pünktlich und verläßlich sein wollen. Die Hochzeit gegenüber war auf dem Weg zu ihrem Höhepunkt, als wir trommelnd auf den Fahrer warteten für den kurzen Zwischentransport zum Busterminal, -station oder was sonst als Stelle bezeichnet wird, wo irgendwelche Busse von hier nach da fahren. Mit angegebener Abfahrtszeit wohlbemerkt, da hält sich Unsereins doch dran, nicht wahr?

Zum x-ten Male gestiefelt (also Ari in Badelatschen = „FlipFlops“ und ich in mittlerweile überforderten Sportschuhen) und gespornt (in Form von geübten Reinstopfens unserer Klamotten + Reiseführerstapel, neue Taschenlampe, Camping-Kochset, Wurfzelt, etc. in den Rucksack ) und mit Zeitdruck im Nacken, wollten wir keinesfalls den Bus verpassen. Über Sihanoukville hatten wir einiges gelesen und auch von der Ukrainerin, die dort lebt, uns erzählen lassen.

Vor allem endlich wieder im Meer baden, war unser größter Wunsch nach Dschungel, Mangroven, Fluss und Wasserfall. Das Moped mit Anhänger kam dann auch endlich und der Bus war sowieso noch nicht bereit, also klappte mal wieder alles irgendwie.

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Die Fahrt selbst war zunächst richtig relaxed, aber ab der Kreuzung Phnom Penh/Küste entwickelte sich die Strecke abfallend, nach deutschen Maß gemessen: Ax-Bx-Lx-Kx Teilweise hatten wir das Gefühl, dass es eigentlich gar keine Strasse mehr gab, nur alle rein aus Gewohnheit da lang fuhren. Eine Pause an einer typisch asiatischen Raststätte kam uns dann auch sehr gelegen. Diese Haltestellen bieten Essen, Getränke (manchmal im Fahrpreis inbegriffen), Schnick Schnack und Umsteigemöglichkeiten an. Kaum hat man sein Geschäft erledigt, ne Zigarette geraucht und sich auf das Essensangebot gefreut, hupte es laut, drohend zur Weiterfahrt mahnend. Einerseits eine Gelassenheit beim Fahrplan und andererseits immer diese Hetze..

Jedenfalls kamen wir nach 3,5 Std. (oder waren es 5,5?) in Sihanoukville am dortigen Bus/Taxi/TukTuk-Treff an. Man stürzte sich auf die aussteigende Busgemeinschaft, um einen möglichst wertvollen Transportlift zu ergattern, das kannten wir ja nun zur Genüge und waren ganz relaxed auf die Fragen: „TukTuk Sir?“ oder „Where You go?“ und antworteten: „No thank You, we stay here!“, was die Bringedienstleister etwas verwirrte. Wir hatten uns im Werbereiseführer ein Guest House, Namens: „Utopia“ ausgesucht, wollten aber erst mal den Ansturm abwarten, um so vielleicht eine bessere Verhandlungsstrategie zu ersinnen und vor allem eine Zigarette nach der anstrengenden Fahrt geniessen.

Das klappte auch und wir gingen erwartungsfroh durch das Portal dieser zukunftsträchtig erscheinenden Herberge, die ziemlich ausgebucht war, wie wir erfuhren. Es war Samstag und wie man unschwer erraten konnte, war hier wohl utopisch der Teufel los, es roch auch stark nach alkoholischen Umkehrschlüssen..

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..allerdings war es bestimmt auch mal ganz hübsch und kreativ gewesen hier, nur hat diese Unterkunft nun offenbar ein anderes Konzept, was Schönheitsreparaturen ausschließt. Nun denn, $ 10.- pro Nacht war okay und wir checkten ein.

Um noch rechtzeitig den Sonnenuntergang und die Ankunft mit einem kühlen Bier am Strand geniessen zu können, machten wir auch gleich los. Au Weia, hier brennt aber mal die Luft, überall blinkte es und zig Bars lockten mit allen Möglichen. Der Strand war vollgepackt mit Sonnenschirmen und ein Laden neben dem anderen, hmmhh..? Das ist also der Serendepity Beach? Sieht ja aus wie am Ballermann!
Wir waren schlagartig unsicher, ob wir hier lange bleiben werden. Aber nun waren wir da und hungrig.

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Die wunderschön untergehende Sonne versöhnte uns und es ging auf die Suche nach einem Restaurant unseres Vertrauens. Gegenüber des utopischen Feiertempels wurden wir im "Seahorse"fündig und bekamen das, was wir wollten und studierten anschließend den Werbereiseführer. Und außerdem sollte ja hier irgendwo Victoria und das „JJ’s“ sein. „JJ“ ist eine dieser Bars am Strand und war gar nicht weit weg, als wir des Nächtens noch einen Erkundungsgang unternahmen, die „Utopia-Sauforgie“ vermeidend. Und tatsächlich trafen wir den Freund von Victoria aus dem Minibus zur Grenze. Er erzählte uns, wo wir Morgen sie treffen können und wir waren guter Dinge. Auch weil hier viele Feuerspieler auftraten..

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Dann fiel mir eine Szene auf, die mich in die Realität zurückholte. Ein sichtbar älteres Kaliber westlicher Herkunft hatte eine Schar Kinder von ca. 5-7 Jahren um sich geschart und spendierte fleissig Getränke und Süßigkeiten, was die Kleinen mit Umarmungen und Küsschen auf seine Wange dankten! Wer hat da wen im Griff (organisierte Kinderanmache versus geiler Opi), war meine Frage. Ich kenn mich da nicht aus und wollte auch Niemand in eine Schublade stecken, aber bildlich festhalten wollte ich das schon.

Victoria arbeitet in dem Klamottenladen ihres Freundes und hiess uns herzlich willkommen am Tag darauf. Sie gab uns auch den entscheidenden Tip für eine bessere Unterkunft, als wir ihr von den utopischen Zuständen und unser Unwohlsein dort berichteten. „GBT“ ist am Ort der Preis/Leistungsprimus und wir zögerten auch keinen Augenblick mit der Buchung von 4 Tagen, als wir uns ein Zimmer ansehen durften dort. Es war sogar um $ 2.- günstiger als das andere und wesentlich schöner eingerichtet!

Sihanoukvoille begann, uns zu gefallen, wir hatten jetzt eine schöne Unterkunft, 5 Strände zur Auswahl und wir wollten das endlich mal urlaubsmäßig auskosten. Fehlte nur noch ein fahrbarer Untersatz, aber die gab‘s hier ja auch zu Hauf für $ 5.-/Tag und ich schlug beim nächstbesten Verleiher meines Vertrauens ein. Für mich als ehemaligen Verweigerer jedweden motorisierten Zweirads ein schier unglaublich entschlossenes Handeln. So planten wir nun die ganze Region, inkl. der doch recht großen Stadt für uns zu erschließen. Im Werbereiseführer ganz besonders beworben wurde der Otres Beach, das wollten wir wissen und fuhren den Umweg um das geschützte Areal eines werdenden Naturparks herum.

Der Strand war wirklich toll, aber ein weiterer Umzug scheiterte, da nun wirklich alles ausgebucht war oder so teuer, dass unsere Reisekasse hätte magisch aufgestockt werden müssen. So badeten wir nur und gaben diesen Plan auf. Das Essen im GBT und überhaupt die ganze Organisation dort entschädigte uns, so als ob sich die Unterkunft bedanken wollte für unsere Entscheidung. So gehört sich das. Abends gingen nun die Parties richtig ab, alle asiatischen Vorurteile wurden bedient: Stripbars mit kleinen hübschen Mädels lockten die xxx-hungrigen Männer an, überall erscholl laute Tanzmusik und zwischendurch wurde jede Menge Tand zum Kauf angeboten, wir waren einfach nicht die Zielgruppe und suchten die Nischen.

Also hiess es, die Aktivitäten in den Tag zu legen, schließlich waren wir ja wieder mobil.
Wir wollten uns auch mal die anderen Strände angucken, aber nicht mehr wegen Unterkunftswechsel. Früh machten wir uns auf und fuhren, diesmal zu zweit auf einem Roller einfach drauf los, immer neugierig, was es so alles zu entdecken gäbe. Anscheinend hatten wir mit unserer Wahl das richtige Verhältnis zwischen Strand/Unterkunft und Preis erwischt, da es nirgends entscheidend schöner oder günstiger war. Auch gut..

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Märkte üben auf uns, wie bestimmt auch vielen anderen Reisenden immer einen besonderen Reiz aus, also nach Downtown, Roller parken (und Parkplatz merken!) und ins Getümmel. Der Vorteil eines „Backpackers“ liegt darin verborgen, dass man lockenden Angeboten leichter widerstehen kann, da alles die Filter: Reisekasse / Gewicht / Zweck passieren muss.

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Und so verschafften wir uns einfach nur einen Eindruck und lediglich ein exotisches Getränk wurde von Ari auf Geschmacklichkeit hin überprüft. Sich bei aufkommendem Hungergefühl der Nase, der Menukarte und dem Belegungsgrad durch Einheimische einer Restauration nach treiben zu lassen, war uns zu einer täglich mehrmalig durchlaufenden Routine geworden. Allerdings gelang es nicht immer, die Trefferquote auf diese Art zu steigern, manche Überraschung nahmen wir dadurch in Kauf.

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Hier wurden wir aber nicht nur recht preiswert satt, sondern waren kulinarisch von der kambodschanischen Küche sehr angetan. Und offenbar war man auch religös, wie man auf dem Bild rechts erkennen kann.

Anmerkung
Beim Schreiben dieses Absatzes fällt mir spontan eine nicht erzählte Anekdote zum Kapitel IX – Provinz ein. An unserem letzten Abend in Ban Phe (Th) wollten wir mal richtig schick essen gehen, da uns der Eric (Chumpon) ja geraten hat, ruhig auch mal etwas gehobenere Küche auszuprobieren, erinnerten wir uns. Eine Lokalität schien uns diesen Anspruch erfüllen zu können und wir nahmen etwas abseits direkt am Ufer Platz.

Es roch schon verlockend und mir schwebte ein Gericht mit Seafood vor, da man sich hier offenbar darauf spezialisiert hatte. Unsere Bestellprozedur überforderte die nette aber hilflos dreinchschauende Kellnerin und es kam eine weitere hinzu. Die hatte schon mal gehört, dass es wohl Menschen gibt, die nun mal kein Fisch, Fleisch etc. mögen und gab einen Tip auf der Menukarte. Unsicher, ob man uns wirklich verstanden hat, kam nun ein männlicher Kollege, so was wie ein Oberkellner oder gar Restaurantchef und nahm sich der komplizierten Touristenbestellung an.

Mit dem Finger auf die jeweiligen Bilder tippend, bestätigten wir unsere Wünsche: „Yes Sir, this one for the lady and this for me and one Papayasalad, please!“ und lehnten uns zurück auf das leckere Essen freuend. Gut dass wir etwas abseits sassen, denn andere Gäste verfolgten diese, für das Lokal vielleicht peinlich wirkende Szene, dass sich 3 Angestellte um einen Tisch kümmern müssen. Dann kam endlich aus der Küche die Bedienung mit zwei großen Suppenterrinen unterschiedlichen Inhalts (eine klare und eine rötliche Gemüsesuppe mit "Morning Glory" drin) an und wir dachten: „Wow! Suppe vorher, scheint also doch nobel zu sein", was die Preise ja auch vermuten liessen. War zwar schon eine ganze ordentliche Portion so eine volle Terrine, wir hatten aber Hunger und Zeit genug, es genüsslich auszukosten.

So, das war schon mal gut, mal sehen, was gleich kommt. Nach ca. 10 Min. schoben wir demonstrativ die beiden Terrinen in der Tischmitte zusammen, um zu signalisieren, dass wir jetzt bereit sind für Hauptbestellung. Nach weiteren gefühlten 15 Min. kam die erste Kellnerin und räumte wortlos ab. Aha, jetzt geht was. Aber nichts ging, bzw. kam, wir wurden ungeduldig und rätselten hin und her. Nun bemerkte man uns und man brachte uns die Rechnung, was uns nun völlig verdutzte. Der Oberkellner musste her, denn er schien uns der Einzige zu sein, der das Mißverständnis hätte klären können. Tat aber auch er nicht. Wir hatten trotz dreifacher Bestellungswiederholung was total anderes bekommen!

Um kein weiteres Aufsehen mehr zu erregen, zahlten wir gequält lächelnd und verschwanden aus diesem Seafoodtempel, immer noch oder schon wieder hungrig, eine Strassenküche aufsuchend.


Zicklein
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Zicklein »

Wow, danke für die tollen neuen Kapitel!! Wie schaffst Du das nur, trotz all der Arbeit, die Ihr bestimmt immer noch mit der Schadensbeseitigung nach dem Brand habt? Viele Grüße Z.


schusseli

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von schusseli »

Das ist ein supertoller Reisebericht. Du schreibst total spannend und es ist ganz toll zu lesen...

Ich möchte mehr lesen (und später noch erfahren was aus euren Winterklamotten geworden ist :D )

LG


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Danke, es macht auch Spaß und ich freu mich über aufmunternde Worte.
Zum Stand des Zimmerbrands:
Wir haben alle Sachen geputzt und verräumt (das war mühselig aber auch sehr gut alles mal wieder zu sichten und zu ordnen), dann alle Tapeten runtergerissen und den Korkboden entfernt, damit eine industrielle Trocknung der Zwischendecke zum Nachbarn unten vorgenommen werden kann. Die Firma hat aber noch nicht den Auftrag von der Hausverwaltung bekommen und so sitzen wir da und kommen nicht weiter :baeng
Das gibt aber wieder etwas Zeit zum Schreiben und lenkt mich ein wenig ab von allem.. :go

Ach ja, die Winterklamotten..
Die Auflösung möchte ich gerne ins letzte Kapitel setzen, wenn die Geduld das zulässt. Ist schon ne echt schräge Story..

Nachtrag zum Kapitel XII einzufügen nach dem Absatz:

Also hiess es, die Aktivitäten in den Tag zu legen, schließlich waren wir ja wieder mobil.
Wir wollten uns auch mal die anderen Strände angucken, aber nicht mehr wegen Unterkunftswechsel. Früh machten wir uns auf und fuhren, diesmal zu zweit auf einem Roller einfach drauf los, immer neugierig, was es so alles zu entdecken gäbe.

Jetzt der Nachtrag:
Gerade fuhren wir aus einem Kreisverkehr, der hier bedeutungsvoll „Golden Lion Traffic Circle“ genannt wird in Richtung Innenstadt heraus, da wurden wir von einer Polizeistreife angehalten. Etwas verdutzt hielt ich an und war verunsichert, ob ich falsch gefahren wäre, Helme hatten wir beide auf, also um was geht’s? „Hello Sir, please show me Your international driving license!“

Mist, dachte ich, da ich davon gelesen hatte, dass man in Kambodscha auch beim Fahren eines Rollers so einen immer dabei haben muss. Hatte ich aber nicht, da wir in unseren Vorüberlegungen nicht davon ausgegangen waren, dass wir überhaupt Fahrzeuge bewegen würden. So zeigte ich ihm einfach meinen „normalen“ Führerschein, was ihm aber nicht ausreichte und er mich über die kambodschanische Gesetzeslage aufklärte. Man wollte $ 50.- von mir und inzwischen auch von einem Australier in gleicher Lage neben mir haltend. Das empörte mich dann allerdings schon sehr, da ich das für völlig überzogen hielt. In meinen Taschen kramend, sagte ich: „Don’t have so much, I’ll give You $ 10.- not more“ und hielt ihm den Schein hin. Den nahm er auch und murmelte etwas zu seinem Kollegen, der nickte und ich hatte gespart. Der Australier tat übrigens genau das Gleiche, da er die kurze Verhandlung sehr genau verfolgte. Wie wir später erfuhren, ist das ein übliches Szenario in Kambodscha und man füllt, ähnlich wie bei uns so die Staatskasse, bzw. hier und da wohl auch die eigene auf. Hatten wir das also auch als Reiseerlebnis verbucht und fuhren weiter.


Anscheinend hatten wir mit unserer Wahl das richtige Verhältnis zwischen Strand/Unterkunft und Preis erwischt, da es nirgends entscheidend schöner oder günstiger war, als das GBT und der davor liegende Serendipity-Beach. Auch gut..


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XIV
Sihanoukville – Kambodschas Antwort auf Pattaya?


Was ein interessantes Urlaubsziel ausmacht, kann man zwar unterschiedlich betrachten, da die Urlaubsvorstellungen sehr unterschiedlich sein können, doch eines haben sie alle gemein: Sie bieten eine Vielfalt an Möglichkeiten. So auch diese kambodschanische Bademetropole, die noch gar nicht so alt ist. Man wollte in den 50ern einen ordentlich und gut funktionierenden Hafen haben, der die Handelswege zwischen China und anderen Ländern über den strategisch wichtigen Fluss, den Mekong verbindet. Sihanoukville erfüllte die Bedingungen und man fing an, infrastrukturelle Massnahmen zu ergreifen.

Das lockte viele an, da es auf einmal Arbeit und Wohlstand versprach. Dazu kam, dass das ganze Gebiet sich in einer tropischen Traumlandschaft eingebettet darstellt und schon war ein neuer Urlaubsort geboren. Geldhaie taten das Ihrige und trugen so dazu bei, dass hier seit ein paar Jahren die Post abgeht. Der ursprüngliche und altgediente Badeort Kep geriet mehr und mehr in den Hintergrund.

Einige werden das schade finden, andere freuen sich, dass dem nachbarschaftlichen Touristenparadies Thailand hier etwas entgegenwächst. Nur wie lange noch wird man hier die Alternative finden? Die Backpackerszene ist oft erkundend und feinfühlig in einer Vorreiterrolle unterwegs und spürt sensibel jede Veränderung und orientiert sich weiter. Wir waren überhaupt das erste Mal in Asien und staunten eigentlich nur, was hier so geht und was nicht.

Nachdem wir also unser Mittagsmahl bei ruhigem und eher gemächlichem Strassenverkehr einverlaibten, schlenderten wir zu unserem Roller, denn es war schon wieder viel zu heiss und wir auch schon wieder ganz schön geschafft. Auf dem Weg zum Hotel erblickten wir auf einmal und völlig unverhofft Armin (ganz links im Bild), einen guten Freund aus der Heimat. Wir wussten zwar, dass auch er sich in Asien rumtreibt und auch sogar auf dem Festival, was wir vorzeitig verlassen hatten, als bekannter und gefragter DJ unter seinem Pseudonym "Boom Shankar" http://www.bmss.eu/ auflegen sollte. Aber ihn am Strassenrand, ebenfalls zweiradmotorisiert zu treffen war nun definitiv eine freudige Überraschung!

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Ein großes Hallo, Umarmungen und natürlich der obligatorische Kurzbericht des bisher Erlebten. Alle hatten allerdings wieder ihre eigenen Pläne, so wollte Armin mit seinem Freund Alex per Roller bis nach Kampot und vlt. auch nach Kep für ein/zwei Tage. Das ging für uns noch nicht, denn wir wollten auch mal einige Tage entspannen und nicht gleich wieder rumhetzen. Wie so unter Globetrottern, die sich irgendwo auf der Welt über den Weg laufen üblich, verabschiedeten wir uns kurz darauf, wünschten uns gegenseitig noch eine gute Zeit und gingen unserer Wege.

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Mir machte das Rollerfahren so viel Spaß, dass ich noch hier und dort mal einfach nur rumfahren wollte, während Ari sich einer Siesta hingeben wollte. Meine Erkundungsfahrt brachte mich u.a. auf einen Hügel mitten in der Stadt, auf den neben mehreren großen Funkantennen sich auch ein kleiner Tempel befand. Von dort hatte man einen sehr schönen Ausblick bis hin zu den vielen Inseln und ich malte mir aus, wie wohl der Sonnenuntergang von hier oben aussehen würde. Sonst gab es keine größeren Erkenntnisse, ich fuhr zurück und wir gingen dann beide nochmal schwimmen. Bei „JJ“ war Party angesagt und Feuerspieler sollen auch kommen, daher suchten wir unser Zeug zusammen, damit wir für den Fall gewappnet wären, mal selbst wieder zu zeigen, wie wir so spielen mit Feuer. Dazu mit schöner Musik vielleicht und am Strand, das wär’s doch!

Die gute Küche im GBT nahmen wir noch mit, um nicht sonst wo zu landen und machten uns auf den Weg zur Strandbar. Da ging‘s auch schon überall ordentlich zur Sache, unsere Hoffnung wuchs. Bei der angesteuerten Bar unseres kambodschanischen Mitreisenden war noch nicht viel los, aber die engagierte Feuertruppe wollte für Stimmung sorgen. Es wurde sogar gefilmt und wir waren auf einmal gar nicht mehr sicher, ob wir uns da mit einer oder zwei Spieleinheiten einbringen wollen. Außerdem scholl aus den Boxen irgend so ein Rapstück oder HipHop, zu der wir uns nun wirklich nicht gern und gut mit Feuer bewegen wollten.

Weiter rechts am Strand sahen wir weitere „Feuerlichkeiten“ und wir machten uns auf, es da zu probieren. Neben einer ziemlich dunklen Kaschemme, in der einige junge Damen auf Animationskurs waren gab sich ein schlanker und drahtiger Bursche reichlich Mühe mit seinem Doppelstab und vollzog abenteuerliche Übungen. Da grad Flut war, blieb nicht viel Platz und für uns völlig unverständlich drängelten sich die Leute an den Zuschauern vorbei, ohne die Gefahr wahrzunehmen. Das war uns dann alles zu crazy und wir sahen ein, dass es uns hier abends einfach nicht gefallen mochte. Dann doch lieber den Roller noch ausnutzen für eine Tour zum „Ream National Park“ am nächsten Tag, daher also ab ins Guesthouse, damit wir früh rauskommen.

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Nur mal so nebenbei bemerkt: Wenn man über die Wintermonate in der Welt unterwegs ist, wo es Draussen warm und sonnig ist, sollte einem das Frühaufstehen doch eigentlich viel leichter fallen, oder? Ein wenig staunten wir über uns selber, dass wir über Gebühr lange geschlafen hatten. Den Roller wollten wir gegen Nachmittag abgeben, die Zeit drängte ein wenig, denn der anvisierte Park war einige Km. Weit weg, Nähe des Regionalflughafens, wie wir auf der Karte sehen konnten.

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Das fleissige Bienchen surrte und war kräftig genug, uns beide mühelos die hügelige Strasse entlang zu fahren. Nur auf den Verkehr musste ich als Fahrer höllisch achten. Da kam auch schon der Flughafen in Sicht und uns mehr als ein Segelflugplatz vor. Für den Besuch des Parks wurdeEintritt verlangt oder man muss eine Tour buchen, was wir beide nicht wollten. Daher fuhren wir einfach die wesentlich kleinere Strasse parallel zum Park entlang.

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Wo freier Zugang war hielten wir, um diese wunderbare Landschaft und die tolle Vegetation auf uns wirken zu lassen. Kaum ein Mensch oder Fahrzeug weit und breit (nicht mal ein Flugzeug) störte diesen Moment. Was wir der Karte noch entnehmen konnten, war eine Bucht in der sich ein Marinestützpunkt breit gemacht hat. Da gings dann auch nicht weiter, weil alles verzäunt und abgesperrt war. Nur links in Richtung Berge gab es einen Weg, der eventuell da herum führen könnte.

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Das war zwar nicht der Fall aber dafür erblickten wir eine große alte Tempelanlage, die uns in den Bann zog. Wir stellten den Roller ab und gingen auf Erkundungstour. Im Raum schwebte ja immer noch ein leiser Gedanke, ob wir auf unserer Reise die größte Sehenswürdigkeit Kambodschas, Angkor Wat besuchen wollten. Um es vorweg zu sagen, wir liessen diesen Gedanken dann irgendwann endgültig fallen, da uns das allein bestimmt eine ganze Woche und auch einiges an Geld gekostet hätte.

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Hier konnten wir das für lau und im Kleinen erleben, rechtfertigten wir uns. Es gibt gar nicht zuviel zu schreiben darüber, wir schlenderten einfach durch die ganze Anlage und schauten uns alles an. Die Bilder sprechen für sich.

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In diesem Tempel wird alles handgemalt, was Ari als Kunstmalerin besonders interessierte.

Nun drängte langsam der Hunger und auch die Zeit, den Rückweg einzuschlagen. Einen Strandabschnitt entdeckten wir aber trotzdem und fuhren mutig einen abenteuerlichen Weg, u.a. über eine marode Brücke, die nur zwei Bohlen als Spur anbot. Dann gaben wir Gas und wollten den Sonnenuntergang und die Aussicht oben auf dem Hügel, den ich am Vortag entdeckte erleben. Leider kamen wir dafür zu spät und philosphierten mit einem Neuseeländer, der auch da oben gerne hingeht über Reisen, Länder und Menschen. Neuseeland..! Eine alte Sehnsucht packte mich bei dem Gedanken und schaute weit über das Meer hinaus zum Horizont.

Als wir den Roller abgaben, war man dort äußerst kulant und berechnete nur 2 Tage, wir hatten ja wortlos verlängern müssen, da den vorigen Tag gar keiner da war, um überhaupt Bescheid zu geben. Konnte denen eigentlich nur recht sein, denn als Pfand musste man immer den Reisepass hinterlassen. Daher war das eine faire und gerechte Geste, dachten wir und machten es uns im GBT zum Abendessen gemütlich. Rotweindurstig nach all den Wochen der Entbehrung bestellte ich mal den "Khmerwein" und der hatte den bezeichnenden Namen "Wrestler"!

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Immer die Werbereiseführer bei der Hand studierten wir und wägten ab, was wir uns hier an der Küste noch ansehen wollen und können. Ari schien der „Spartrip“ langsam zu einengend geworden zu sein und sie schlug vor, doch mal die 3-Inseltour, die überall mit tollen Bildern lockte, zu buchen.

Die Zuverlässigkeit in Person schien der freundliche Herr an der Rezeption/ Agentur zu sein. Seine Professionailtät weckte unsere Entschlossenheit, diese Tour nun auch zu buchen. $ 15.- je Person war drin und wir freuten uns auf den morgigen Tag.


Zicklein
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Zicklein »

Danke, BurningGorge!! Ich bin sehr gespannt, wie die Tour auf die 3 Inseln war....:-)) Ich war zwar selber schon oft in Kambodscha, aber immer nur zum Arbeiten. Ich kenne daher vor allem Phnom Penh, Battambang und Umgebung, Siem Reap..
LG Zicklein


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

So, nun endlich geht es weiter. Sorry, aber durch die Vorkommnisse der letzten Zeit, geriet das Schreiben etwas ins Hintertreffen. Ich hoffe dennoch keinen vergrault zu haben.

KAPITEL XV
Sihanoukville – 3 Inseln zum Träumen

Unser Tourgepäck war überschaubar und so warteten wir auf den Shuttle vom Hotel zum gemeinsamen Frühstücksort. Dass dieses aber quasi um die Ecke lag und die Fahrt nur wenige Minuten dauerte, erfüllte uns früh am Morgen mit einer gewissen Heiterkeit. Hier ist eben alles ein bisschen anders. Nun denn, Hauptsache es ging endlich los, denn wir angesichts unserer ersten richtig gebuchten Tour aufgeregt und vor allem neugierig.

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Dieses undurchschaubare System von Agenturen und Tourveranstaltern hatte es vorgesehen, dass sich 2 Gruppen für zwei unterschiedliche Tagestouren im selben Restaurant zum Frühstück trafen. Wissen und Kenntnis helfen manchmal, dachten wir als wir dann das servierte Essensangebot betrachteten, welches als Frühstück verkauft wurde. Eine simple Scheibe Toast, Butter und Marmelade, ganz entgegen asiatischer Frühstückskultur. Kaffee gab‘s auch aber wir hätten dann lieber richtig gegessen, dafür bezahlt und uns dann am Pier einzufinden,statt 30 Min. zu warten, um ein paar Hundert Meter weiter hierher zu gelangen.

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So sind wir dann mit Namensanhänger um den Hals zum Pier gefahren worden. Alle rein in ein überschaubares Boot, welches lässig von einem kräftigen Ottomotor über eine lange Verbindung mit angebrachter Propellerschraube durch geschicktes Eintauchen ins Wasser gleichzeitig gelenkt und angetrieben wurde. Alle schauten, wie das Ufer kleiner und kleiner wurde, während die vorgelagerten Inseln immer genauer zu erkennen waren und eine davon offensichtlich unsere erste sein sollte. Der Anker plumpste ins seichte Wasser, denn Schnorcheln stand auf dem Programm.

Schon vom Boot aus konnten wir die bunte Vielfalt unter Wasser wahrnehmen und ich sprang als erster vom Bootsrand mit meiner eigenen Taucherbrille und Schnorchel hinein ins Vergnügen. Andere mussten warten, bis sie vom Boots- und Tourführer bereitgelegte Ausrüstung bekamen. Schon bald war alles voll rundum und es muss von oben schon recht lustig ausgesehen haben, wie sich manche, fasziniert vom Anblick unaufmerksam in die Quere kamen. Nach viel zu kurzer Zeit wurde per Hupe zum Aufbruch gerufen, was aber nicht alle gleich mitkriegten.

Ich hatte auch kurz die Orientierung verloren, welches das unsrige Boot war, weil die inzwischen gedreht hatten und nun ganz anders aussahen. Ein italienischer Tourkollege war überhaupt nicht aufzurütteln, was seine Freundin schließlich bemerkte und einen folgenschweren Fehler beging: Sie nahm im Wasser die Taucherbrille ab und musste sich daher irgendwo stabilisieren. Da es nicht besonders tief war, stellte sie einen Fuß nach Halt suchend auf..
..und genau auf einen stacheligen Seeigel!

Ihr Freund eilte nun schwimmend zu Hilfe und beide kamen an Bord. Nun kam der Schmerz erst richtig heraus, sie weinte bitterlich und wir anderen hatten neben dem Mitgefühl auch die Sorge, dass sie umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden muss und die Tour damit im Eimergewesen wäre. Auch hier gelten andere Gesetze, denn einer der Bootsbegleiter klopfte ihr die 3-4 abgebrochenen Stachelreste direkt ins Fleisch! Man konnte kaum hinsehen, aber die Fahrt ging weiter.

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Die zweite Insel, „Bamboo Island“ wurde angesteuert und direkt am Strand geankert, da hier die Mittagspause mit Lunch angedacht war. Das ist nun wirklich eine Trauminsel! So stellt man sich das Paradies vor!

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Die Insel hat auch ein paar kleine Resorts und wäre sicher geeignet, mal richtig abzuschalten. Allerdings nicht gerade an der Anlaufstelle für die Touren. Das Essen war vorbereitet mitgebracht worden und wurde nun nochmal aufgewärmt. Das gab Zeit für ein kühles Bier und einen kleinen Rundgang. Da fielen mir zwei Fischer auf, die zwischen den Felsen Seeigel „ernteten“ und von den unangenehmen Stacheln befreiten. Das Schauspiel sah ich mir eine Weile an, ohne zu ahnen, dass ich da etwas später noch was mit zu tun haben werden sollte.

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Nach der Touriabfütterung wanderten wir ein kurzes Stück den ausgetretenen Dschungelpfad entlang zum Weststrand in der Hoffnung dort mal wieder richtige Brandung zu erleben. Auch ein sehr schöner Strand, zwar ohne große Wellen aber dafür immer voller, weil unsere Tourkollegen den gleichen Gedanken gehabt haben mussten. Wir also zurück und ins Wasser, denn hier war es auf einmal recht leer geworden.

Ein paar Einheimische führte eine Privattour ebenfalls an diesen schönen Fleck Natur und sie hatten auch alles für ein reichliches Picknick dabei. Und der frische Fisch nebst buntem Seafood wurde von genau den beiden Fischern geliefert, die ich zuvor beobachtete. Besonders spannend fand ich, wie sie sehr pingelig die Seeigel für irgendeine Speise vorbereiteten. Mir fiel sofort die Italienerin ein. Sie konnte tatsächlich so besser laufen, als wenn sie gezogen worden wären und ihre Schmerzen hielten sich auch in Grenzen.

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Der Käpt’n, wie ich ihn nannte grinste mir zu, als er den kargen Rest des Igels aus der Schale schleckte und sich seinen Bauch rieb. Da ich so neugierig Anteil nahm, bot er mir auch an, mal zu probieren, was nicht gerade meine Stärke ist. In einem europäischen Solidaritätsgefühl (Pseudo-Rache an den armen Tieren) nahm ich aber doch an und schluckte die intensiv scharf/salzige, wabberige Masse runter. Man war stolz auf mich und ich wusste nicht, ob ich nun vergiftet worden bin oder nun dazugehöre.

Die Tour sollte nun zur dritten Insel weiter führen, viel zu früh für uns alle, so wurde es ein etwas wehmütiger Abschied von dem, aus meiner Sicht schönsten Strand unserer gesamten Reise. Der zweite Schnorchelgang sollte uns dann ein wenig entschädigen. Hier durften wir etwas länger im Wasser herumgleiten und die Sicht war noch besser als beim ersten Halt. Auch die längere Zeit verging wie im Fluge und wir landeten um 16.00 Uhr wieder am Pier, wo wir diesmal den Shuttle ausliessen und lieber die paar Schritte zum GBT liefen. Den obligatorischen Sonnenuntergang samt kühlen Chang (oder war es doch Leo?) genossen wir wieder am Strand und schwelgten noch von den Eindrücken und Erlebnissen dieser tollen Tour.


Zicklein
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Zicklein »

Danke schön, BurningGeorge! Hab gehofft, dass Du bald Zeit zum Schreiben findest..:-) Ich fühle direkt mit der armen Italienerin und Bamboo Island ist gedanklich mal vermerkt..:-)
LG Zicklein


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Danke Zicklein.. :D

KAPITEL XVI
Poker und das mit dem Glücksfaktor


Wer sich wie ich mit vielen Dingen beschäftigt, dem bietet sich oft ein breites Spektrum an Möglichkeiten. So z.B. spiele ich leidenschaftlich und ganz passabel Texas Holdem Poker, meist online, aber wenn es sich ergibt gerne auch mal live in einem Casino. Nie um viel Geld, bin ja nicht spielsüchtig. Um aber auf Dauer erfolgreich sein zu können, muss man schon was investieren. Da ich den einen oder anderen Erfolg verbuchen konnte, nahm ich mir mutig $ 50.- aus der Reisekasse und holte mir die „Erlaubnis“ von Ari ins hiesige Casino zu gehen und mein Glück zu versuchen.
Poker ist nicht nach meiner Ansicht und Erfahrung kein reines Glücksspiel, jedenfalls nicht auf lange Sicht. Man sollte sich mit Mathematik, Statistik und natürlich etwas Psychologie auskennen. Disziplin und schnelle Auffassungsgabe sind ebenfalls hilfreich. Im Gegensatz zu den heimischen Spielpalästen ging es hier wesentlich lockerer zu, keine (oder eine sehr legere) Kleiderordnung sollte Touristen vergraulen. Also machte ich los und meine Spannung stieg.

Es gab zwei Tische n denen fleissig die Karten und Chips hin und her flogen. Den Mindestbetrag, mit dem man sich am Spiel beteiligen durfte, hatte man zu meinem Erstaunen und Frust auf $ 100.- (bei sog. Blinds $2 / $4 = je zwei Pflichteinsätze pro Spiel und reihum wechselnd) festgelegt. So blieb mir nichts anderes übrig als zuzugucken, denn ich hatte ja gerade mal die Hälfte des geforderten „BuyIn“.

Was ich sehen konnte waren ein paar wildentschlossene Spieler, die nur zum Teil ihre „Hausaufgaben“ beherrschten und recht „loose“ (= Lose und waghalsige Spielweise) ihre Einsätze tätigten. Nun wurmte es mich richtig, dass ich da nicht mit am Tisch sitzen durfte. Einige waren aus Deutschland und bemerkten mein Interesse und auch meinen Frust. Ich schilderte kurz mein Problem und sie fragten den Manager, ob man mich nicht trotz des eigentlich zu geringen Mindestbetrages mitspielen lassen könne, schließlich wäre ich ja keine Gefahr, da alle mehr Chips am Tisch hatten als ich.

Es wurde kurz rundgefragt und ich durfte tatsächlich mitmischen. Nun kommt etwas „Pokerchinesisch“: Ich sitze also in meiner allerersten Hand (neues Spiel) im small blind (Pflichteinsatz $ 2.-) und erhalte meine zwei verdeckten Karten, ein 5er Paar! Das sind jetzt nicht unbedingt die super Startkarten, aber bei einer weiteren 5 auf dem Board (max. fünf offene Gemeinschaftsarten auf dem Spieltisch nacheinander aufgedeckt) als Drilling schon ein echtes Monster. Ich zahle auf den big blind hoch, da keiner weiter erhöht hatte.

Bei der ersten offenen Kartenrunde werden immer drei Karten vom Stapel (der sog.“flop“) auf das Board gelegt, in der aktuellen Runde: König Karo / Bube Pik und 5 Pik!!

Ich hatte also meinen Drilling tatsächlich getroffen und musste nun sehr genau aufpassen, da sich zwei andere Spieler ebenfalls Chancen ausrechneten. Statistisch lag ich zwar zu 80% vorn, aber es könnte sich ein „straight“ (Strasse von 5 aufeinander folgenden Karten, z.B. 10, Bube, Dame, König As) entwickeln, falls einer der Spieler über zwei der fehlenden Karten verfügt hätte und in den nächsten beiden Kartengaben („Turn“ und „River“) die noch abschliessende Karte zum straight kommt.

Ausserdem gab es noch die seltenere Chance zum sog. „Flush“ (5 von einer Farbe), da ja schon 2 x Pik lag. Hat Jemand selbst (mehr oder weniger zufällig) auch 2 Pik-Karten, bräuchte es nur noch eine weitere zum Megablatt. Daher musste ich also frühzeitig mein bereits getroffenes Blatt mit einem fetten Einsatz verteidigen, um den anderen nicht die möglichen Chancen zu geben durch einen zu kleinen Einsatz. Meine Erhöhung wurde vom Zweiten mit bezahlt (was meiner Befürchtung reichlich Nahrung gab) und gar vom Dritten nochmals erhöht, wodurch in den Zugzwang kam.

Es lagen ja nun schon etliche $-Chips auf dem Tisch und meine Antwort konnte nur „All In“ heissen, um so viel Druck machen zu können, wie mir nur möglich war. Ich schob alles rein, also bei meiner ersten Hand überhaupt die gesamten $ 50.- und hoffte, dass dies den erhofften Eindruck macht und beide dieses Risiko (es war ja eins für sie, ausser einer hätte 2 Könige oder Buben, was aber sehr unwahrscheinlich gewesen wäre zu dem Zeitpunkt und der gespielten Strategie der anderen) nicht weiter verfolgen würden. Der Zweite ging auch raus und warf seine Karten weg, der andere aber antwortete „Call“ und bezahlte meine Maximalerhöhung…
In einer „All In“-Situation werden die Karten der beteiligten Spieler aufgedeckt und es herrscht Spannung am Tisch. Mein Kontrahent hatte „nur“ Dame und 9 aber beides in Pik, der Flush drohte und alle warteten auf den „Turn“, die nächste Gemeinschaftskarte. Die letzte 5 im Kartenstapel hätte mir ein Vierling beschert und ein König oder Bube (vermutlich noch je 3 im Spiel) ein „Full House“, was einen „Flush“ geschlagen hätte. Es gab also noch Hoffnung…

Doch es kam wie es kommen musste und im „River“ wurde eine 7 Pik aufgedeckt, der „Flush“ war mit etwas Glück auf der anderen Seite komplett und ich in meiner ersten Hand alle meine Dollars los!
Wie sich das gehört bei einem „underdogwin“, entschuldigte er sich bei mir und den anderen am Tisch und strich den Haufen Chips zu sich am Platz. Die free drinks für Spieler konnten mich nicht wirklich trösten, ich hatte mit der besseren Starthand und getroffenen Set am Flop trotzdem gegen einen Hazardeur verloren. Passiert halt.. In der statistischen (und disziplinierteren) Langzeitbetrachtung, gewinne ich etwa 70 von Hundert dieser Kombinationen. Aber ein kurzfristiges Glück kann die Statistik nun mal besiegen.

Der Verlust war jetzt nicht dramatisch für die Reisekasse, aber der Frust sass tief, als ich ins Zimmer kam und berichtete. Wie schön, dass dann jemand Liebes an der Seite tröstende Worte und Gesten bereithält. Wie war das noch? „Pech im Spiel = Glück in der Liebe!!“


smile
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von smile »

Mit den zwei Fünfen im Startblatt hätte ich auch gespielt ... wenn da mal der Geber und das eine oder andere chinesische Schlitzohr mal nicht gut informiert waren.
War zum Glück ja nicht viel Geld.


Dina

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Dina »

so. endlich geschafft zu lesen!
danke, danke, danke! :klatsch

das mit den seeigelstacheln ist ja heftig. die haben ihr die reingeklopft?! ... puh! würde vermuten, dass das noch ne heftige entzündung gab ...

wie siehts inzw. daheim aus? alles wieder getrocknet und räucherfrei?
rauchmelder ... feine sache. bei uns liegt einer daheim in der schachtel und wartet seit über nem halben jahr auf montage.


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SanukSHG
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von SanukSHG »

Auch ich möchte danke sagen für den sehr schönen Bericht :wai :klatsch


Zicklein
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Zicklein »

Haha, heute also mal ein Pokerbericht, der selbst für mich Nicht-Poker-Spielerin (aber mit Poker-spielendem Freund) spannend zu lesen ist. Werd dann mal Deine Spielsituation von meinem Poker-spielenden Freund analysieren lassen..:-)
Und wie gehts weiter? (Nein, ich drängel nicht..:-))
Lieben Dank Z.


Dina

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Dina »

ja, genau - WIE und WANN gehts weiter? :mrgreen:


Predator_Jo
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Predator_Jo »

Hallo,

toller Bericht, ich steh auf so schön ausführliche Berichte mit den ganzen Anekdoten, echt toll zu lesen...

Weiter so!!! UND ZWAR ZÜGIG ;)...


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Also erstmal ein Dankeschön für Eure aufmunternden Kommentare. Ja, die Wohnsituation nach dem Brand hat sich um einiges verbessert. Die Zwischendecke wurde industriell getrocknet und gestern vorgespachtelt. Heut früh gings richtig los: Zwei Handwerker haben schon fast das ganze Zimmer tapeziert, zwei andere haben 2 neue Fenster eingebaut. Morgen soll gestrichen werden. Dann noch einen neuen Heizkörper und Korkboden. Es geht voran..

Auch ein neues Kapitel kommt gleich..
B.G.


Dina

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Dina »

oh je ... handwerker. dann mal gut geduld. ist ja immer spaßig. :roll:

gleich? :klatsch :klatsch


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XVII
Kep – Krabben und Affen

Neugierig wälzten wir die Touristenführer weiter durch, da uns nach 5 Tagen Sihanoukville und Umgebung nicht mehr viel bieten mochte. Im GBT buchten wir für den kommenden Tag die Weiterfahrt nach Kep, ein ehemalig mondäner Badeort für die wenigen Wohlhabenden damals. Die gerade mal 120 Km stellten wir uns nicht so strapaziös vor, wie die vorherigen Transfers, aber als wir den Minibus sahen, der uns an das gewünschte Ziel bringen sollte, waren wir schon wieder perplex. Das Auto war einfach mal schon voll und selbst der Agenturleiter meinte, dass nun wohl ein weiteres Fahrzeug bestellt werden müsste. Nicht so der Fahrer, der fing sogleich an, Gepäck aus dem Innenraum zu schaffen samt unserem zu einem großen Bündel zusammen zu schnüren und mit offener Heckklappe hinten fest zu zurren!

Na ja, wir waren ja einiges gewohnt und wollten nicht bockig sein, also quetschten wir uns auch noch in den hoffnungslos überladenen Minibus. Zunächst war wenigstens die Strasse ganz passabel, das änderte sich dann aber bald. Wir fuhren ja die Küste entlang und diese Strassen sind eben noch nicht so ausgebaut, wie die, die zur Hauptstadt Phnom Penh führen. Teilweise musste der Fahrer im Schleichtempo riesige Schlaglöcher umschiffen, andere Male gab es nur Sandwege. So dauerte die enge und staubige Fahrt fast 4 Std. bis wir über Kampot weitere 20 Km in Kep ankamen.

Mir hat schon am Morgen mein Magen und Darm signalisiert, dass er sich nicht wohlfühlt und die Fahrt hat das nicht gelindert. War vielleicht die Seeigelspeise doch nichts für meinen ansonsten sehr robusten Magen? Wir bekamen ein ansprechendes Zimmer und ich testete mehrmals die Funktionstüchtigkeit der Toilette, was raus muss, muss raus.

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Ein abendlicher Spaziergang brachte uns die Erkenntnis, dass hier nun mal gar nix los ist, im Gegensatz zum quirligen Sihanoukville. Und Baden schien hier auch nicht viel Vergnügen zu bieten, da die steinigen Strände nicht dazu einluden. Vielleicht haben sich deshalb genau hier unzählige Krabben angesiedelt, was dem Ort einen gewissen Wohlstand einbringt. Sogar ein richtiges Denkmal (gestiftet vom kambodschanischen Wirtschaftsminister) hat man dieser Spezie gewidmet und einen berühmten Krabbenmarkt soll es auch geben.

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Den traumhaften Sonnenuntergang geniessend schlenderten wir bis zu einem kleinen Hafen. Es fiel uns auf, dass die Infrastruktur in Kep vergleichsweise gut ausgebaut ist. Topstrassen, gepflasterte Bürgersteige, mondäne Fassaden, aber ab 19.00 Uhr kaum noch ein Mensch zu sehen, merkwürdig. Später erfuhren wir, dass sich zur Kolonialzeit und wohl auch bis heute französische Interessensvertreter darum gekümmert haben sollen. Stimmt, es erinnerte mich alles auch ein wenig an Küstenorte in Südfrankreich. Dann meldete sich mein Magen und Darm mit deutlichem Hinweis auf Ruhebedürftigkeit und wir nahmen das erste TukTuk was vorbeikam zurück. Eigentlich hatten wir schon nach diesem halben Tag entschieden, hier nicht lange zu bleiben, doch da es uns beiden am nächsten Tag nicht wirklich gut ging, verlängerten wir das Zimmer und gönnten uns eine Auszeit vom Reisestress.

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Den Krabbenmarkt wollte ich aber dennoch sehen und ging am nächsten Vormittag alleine los, auch wenn mein Verdauungstrakt etwas meckerte. Je näher ich dem Markt kam, desto lebhafter wurde es ringsum.

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Alles Krabben oder was? Der Markt war nicht besonders groß und vielseitig, aber das Gerange um die kleinen Krabbelviecher war schon lustig anzusehen. Ab und zu wurde ein neuer Korb geliefert, auf den sich die Frauen und Händler sofort raufstürzten, um sich die besten Krabben zu sichern. Ein leckeres Krabbengericht hätte ich schon gerne probiert, aber zur Zeit war mir nicht danach. Hier noch ein paar Eindrücke:

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Ari hatte am Abend zuvor eine Affenhorde entdeckt, die sich in einem parkähnlichen Brachland angesiedelt haben und wohl auch recht zutraulich waren, erzählte sie mir freudestrahlend. Neugierig nahmen sie Kontakt mit ihr auf und versammelten sich im Kreis um sie auf den Boden sitzend herum. Die kleinen Jungaffen zupften an ihren Sachen und untersuchten die Spezie Mensch.

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Wer weiß, vielleicht liessen sie sich von uns füttern und kauften Bananen. Und tatsächlich, der Hordenchef, unschwer an seinem Getue und Gehabe auszumachen, begutachtete das Angebot neugierig aber etwas argwöhnisch. Ein kleines Spiel begann sich zwischen Ari und ihm zu entwickeln. Direkt aus der Hand wollte keiner ein Stück der verlockenden Frucht nehmen.

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Doch mit der Zeit wuchs das Vertrauen der Tiere und sie nahmen uns nicht mehr als Gefahr wahr. Und uns taten sie auch nichts, wie immer gewarnt wurde. Was die aber anrichten können, zeigte sich beim Gähnen eines Tieres. Ein monströses Gebiss mit scharfen und langen Eckzähnen ist wohl ihre stärkste Waffe im Notfall. Die Bananen waren alle und der Sonnenuntergang lockte.

Uns ging jetzt wieder besser und wir buchten für den morgigen Tag die Fahrt nach Kampot zurück, wo wir ja schon einen kurzen Aufenthalt hatten.


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XVIII
Kampot – Nette Stadt am Fluss


Ein Schild fiel uns auf, welches darüber informierte und uns ins Bewusstsein rief, dass wir nur 40 Km von der vietnamesischen Grenze entfernt waren. Manchmal haben wir vor lauter Staunen ganz vergessen, dass wir ja schon seit ein paar Wochen in Asien unterwegs sind, also weit weg von zu Hause. Und das Schild erinnerte uns daran.

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Kep war uns einfach zu langweilig geworden und wir haben uns dafür entschieden auf dem Weg nach Phnom Penh eine Zwischenstation in Kampot zu machen. Jeden Tag fährt ein publicbus mehrmals von Kep aus hin. Ein kleiner Ritt mit einem bequemen Bus tat einfach mal gut. In der näheren Umgebung vom zentral gelegenen Kreisverkehr, in deren Mitte sich eine übergroße Dorian (Stinkfrucht) befindet, konnten wir günstig in einem Guesthouse einchecken. Eine hübsche kleine Stadt am Fluss, die wir uns dich nächsten beide Tage anschauen wollten. Wir hatten genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang hinunter zum Fluss.

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Hier scheint der Fortschritt eingekehrt zu sein, da sich überall was tat, sogar die Strasse wurde richtig asphaltiert mit moderner Technik, staunten wir. Am Fluss gab es zwei Brücken, eine etwas modernere über die große Transport läuft und eine alte ramponierte, die für Autos gesperrt war. Nur Mopeds, Fahrräder und Fußgänger durften da rüber auf die andere Seite.

Eine Stadt von einem anderen Flussufer zu betrachten, bietet oft schöne Aussichten und machten uns auf über die mit Stahlplatten ausgebesserte rostige Brücke. Auf der anderen Seite schienen sich mehr ämere Viertel zu befinden, denn hier sah es schon ganz anders aus. Also machten wir nur einen kleinen Bogen und gingen über die andere Brücke wieder rüber und zum Guesthouse zurück. Und was Essen wollten wir dann doch lieber auf dieser Seite.

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Für den nächsten Tag wollten wir uns wieder zwei Roller ausleihen, um mehr von der Gegend mitzukriegen, ausserdem waren wir beide wieder fit. So fanden wir nach dem Frühstück auch einen kleinen Verleiher mit vertrauensvoll aussehenden Maschinen und fairen Preisen. Wieder mobil freuten wir uns und düsten auch gleich los. Ziel war zunächst an den Salzfeldern vorbei zur Küste, sollte ja nicht so weit sein, dachten wir. Über die alte Brücke war es schon etwas tricky, da viel Verkehr herrschte.

Dann schwenkten wir Richtung Meer und fuhren und fuhren..

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Es wollte kein Ende nehmen und die Wege wurden auch wilder und wilder. Dafür wurde die Landschaft aber auch immer schöner. Schließlich landeten wir in einer Art Wildpark mit toller Vegetation. Wir stiegen unter neugieriger Beobachtung ein paar Kinder ab und wollten Fuss die wilde Landschaft am Meer geniessen.

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Sogar wilde Bananen gab es, einer hatte auch zwei reife Früchte dran. Eine hatte sich schon irgendein Wurm vorgenommen, aber die andere war lecker.

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Der weite Blick über das Meer verzauberte uns ganz schön. Aber wir wollten dann doch weiter, die Mobilität ausnutzen. Also den ganzen langen Weg wieder zurück. Plötzlich bemerkten wir, dass bei Ari’s Roller der hintere Reifen langsam schlapp macht, uff! Nicht schon wieder! Auf dem langen Weg hierher hatten wir kein Laden oder Geschäft wahrgenommen, was uns da hätte helfen können, daher fuhren wir vorsichtig los.

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Und doch, da sah etwas aus wie eine Art Werkstatt und der Fingerzeig auf den platten Reifen wurde mit einer einladenden Geste beantwortet. Mit flinken und geübten Handgriffen war der dicke Mantel ab und der Schlauch wurde, wie wir es von früher her noch kannten geflickt. Das ganze dauerte keine Viertelstunde und wir konnten weiterfahren.

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Mittlerweile war es schon wieder früher Nachmittag bis wir an der Brücke vorbei den Fluss entlang in Richtung Berge ratterten. Die Strasse war jetzt wieder ganz passabel und wir kamen am Zoo vorbei, dort wäre nur noch eine Stunde geöffnet und man wollte leider doch den Tageseintritt haben. Das schien uns sich nicht zu lohnen und wir landeten dann an einem Wat, hoch (okay, vielleicht 800m) auf einem Berg mit toller Aussicht.

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Nun setzte langsam die Dämmerung ein und ich wollte wegen der verlorenen Brille nicht im Dunkeln fahren müssen. Daher ging es zurück in die Stadt. Beim Essen schmiedeten wir einen Plan. Wir buchen für den nächsten Tag die Busfahrt nach Phnom Penh und nutzen die Roller für eine richtige Frühtour zu den Höhlen im Nordosten von Kampot. Da der Rollerverleih ganz in der Nähe der Busstation liegt, würden wir erstmalig mit unserem gesamten Gepäck dann per Roller vom Hotel zum Verleiher und zur Busstation laufen.

Der Wecker klingelte um 07.00 und wir machten uns noch schnell einen „Guesthouse-Asia-Kaffee“. Wir hatten uns nämlich angewöhnt, Instant Pulver mit (lau)warmen Duschwasser aufzugiessen, na ja..

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Die Stadt war schon am Aufwachen und der Verkehr ordentlich, busy busy die Kambodschaner. Die national road bot an der Seite genug Platz um die vielen Laster und sonstige abenteuerliche Transportgerätschaften vorbei rauschen zu lassen. Und der Frühstückshunger meldete sich.

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Hier nun wieder das bekannte Ritual bei kleinen Restaurants an der Strasse, wenn es gilt für Ari was veganes aufzutreiben: „No meat, no fish, no eggs, please“ Den Zeigefinger auf die Gemüsebehälter gerichtet wurde verstanden und zubereitet. Morgens richtig scharf essen, machte uns schon lange nichts mehr aus und wir konnten gestärkt unsere Fahrt fortsetzen. Irgendwo musste es rechts ab gehen zu den Höhlen, die leider nirgends ausgeschildert waren. Man sollte solche Touren ja schließlich nicht selbst unternehmen, sondern in den Hotels buchen.

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Nach kleinen Umwegen fanden wir höhlenähnliche Felsformationen, die aber wohl nicht die gesuchten waren. Jemand in Uniform meinte, wir wären hier falsch und dieses Stück Land würde betriebswirtschaftlich genutzt werden. Wir wurden freundlich, aber bestimmt zurückgeschickt. Auf weitere Nachfragen kamen wir schließlich in einer Siedlung an, wo man uns auch freundlich darauf hinwies, dass es für die Höhlen einen Führer braucht. Den jungen Mann nahmen wir dann hinten bei mir aufs Moped und er leitete uns zu den Höhlen.

Da ich keine Bilder machen konnte, weil der Kamera-Akku auf einmal leer war, möchte ich ausnahmsweise mal auf einen anderen blog verweisen, der die Höhlen sehr schön beschreibt.:

http://161tage.com/tuktukfahrt-rund-um- ... hnom-penh/

So genossen wir diesen Vormittag und machten uns dann auf den Weg zurück, um zu packen. Unser Gepäck ist ja seit Beginn der Reise nicht kleiner geworden und da wurde uns erst klar, wie schwierig Roller fahren mit einem dicken und schweren Rucksack plus Taschen ist. Die wackelige Fahrt vom Guesthouse zum Verleih ging aber gut und die Übergabe verlief reibungslos. Wir brauchten nicht mal bis zur Busstation, denn der Bus sollte um 14.00 Uhr das naheliegende Agenturdepot verlassen. Schnell noch einen Happen essen uns zum Trinken besorgt, dann durften wir einsteigen und ab gings in Richtung Hauptstadt. Und auf die waren wir sehr gespannt, so sehr, dass wir gar nicht bemerkten, dass irgendetwas fehlte..


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