Reisebericht unserer ersten Asienreise

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Predator_Jo
Inventar
Beiträge: 866
Registriert: 30.09.2008, 17:03

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Predator_Jo »

Hallo,

toller Bericht, ich steh auf so schön ausführliche Berichte mit den ganzen Anekdoten, echt toll zu lesen...

Weiter so!!! UND ZWAR ZÜGIG ;)...


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Also erstmal ein Dankeschön für Eure aufmunternden Kommentare. Ja, die Wohnsituation nach dem Brand hat sich um einiges verbessert. Die Zwischendecke wurde industriell getrocknet und gestern vorgespachtelt. Heut früh gings richtig los: Zwei Handwerker haben schon fast das ganze Zimmer tapeziert, zwei andere haben 2 neue Fenster eingebaut. Morgen soll gestrichen werden. Dann noch einen neuen Heizkörper und Korkboden. Es geht voran..

Auch ein neues Kapitel kommt gleich..
B.G.


Dina

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Dina »

oh je ... handwerker. dann mal gut geduld. ist ja immer spaßig. :roll:

gleich? :klatsch :klatsch


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XVII
Kep – Krabben und Affen

Neugierig wälzten wir die Touristenführer weiter durch, da uns nach 5 Tagen Sihanoukville und Umgebung nicht mehr viel bieten mochte. Im GBT buchten wir für den kommenden Tag die Weiterfahrt nach Kep, ein ehemalig mondäner Badeort für die wenigen Wohlhabenden damals. Die gerade mal 120 Km stellten wir uns nicht so strapaziös vor, wie die vorherigen Transfers, aber als wir den Minibus sahen, der uns an das gewünschte Ziel bringen sollte, waren wir schon wieder perplex. Das Auto war einfach mal schon voll und selbst der Agenturleiter meinte, dass nun wohl ein weiteres Fahrzeug bestellt werden müsste. Nicht so der Fahrer, der fing sogleich an, Gepäck aus dem Innenraum zu schaffen samt unserem zu einem großen Bündel zusammen zu schnüren und mit offener Heckklappe hinten fest zu zurren!

Na ja, wir waren ja einiges gewohnt und wollten nicht bockig sein, also quetschten wir uns auch noch in den hoffnungslos überladenen Minibus. Zunächst war wenigstens die Strasse ganz passabel, das änderte sich dann aber bald. Wir fuhren ja die Küste entlang und diese Strassen sind eben noch nicht so ausgebaut, wie die, die zur Hauptstadt Phnom Penh führen. Teilweise musste der Fahrer im Schleichtempo riesige Schlaglöcher umschiffen, andere Male gab es nur Sandwege. So dauerte die enge und staubige Fahrt fast 4 Std. bis wir über Kampot weitere 20 Km in Kep ankamen.

Mir hat schon am Morgen mein Magen und Darm signalisiert, dass er sich nicht wohlfühlt und die Fahrt hat das nicht gelindert. War vielleicht die Seeigelspeise doch nichts für meinen ansonsten sehr robusten Magen? Wir bekamen ein ansprechendes Zimmer und ich testete mehrmals die Funktionstüchtigkeit der Toilette, was raus muss, muss raus.

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Ein abendlicher Spaziergang brachte uns die Erkenntnis, dass hier nun mal gar nix los ist, im Gegensatz zum quirligen Sihanoukville. Und Baden schien hier auch nicht viel Vergnügen zu bieten, da die steinigen Strände nicht dazu einluden. Vielleicht haben sich deshalb genau hier unzählige Krabben angesiedelt, was dem Ort einen gewissen Wohlstand einbringt. Sogar ein richtiges Denkmal (gestiftet vom kambodschanischen Wirtschaftsminister) hat man dieser Spezie gewidmet und einen berühmten Krabbenmarkt soll es auch geben.

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Den traumhaften Sonnenuntergang geniessend schlenderten wir bis zu einem kleinen Hafen. Es fiel uns auf, dass die Infrastruktur in Kep vergleichsweise gut ausgebaut ist. Topstrassen, gepflasterte Bürgersteige, mondäne Fassaden, aber ab 19.00 Uhr kaum noch ein Mensch zu sehen, merkwürdig. Später erfuhren wir, dass sich zur Kolonialzeit und wohl auch bis heute französische Interessensvertreter darum gekümmert haben sollen. Stimmt, es erinnerte mich alles auch ein wenig an Küstenorte in Südfrankreich. Dann meldete sich mein Magen und Darm mit deutlichem Hinweis auf Ruhebedürftigkeit und wir nahmen das erste TukTuk was vorbeikam zurück. Eigentlich hatten wir schon nach diesem halben Tag entschieden, hier nicht lange zu bleiben, doch da es uns beiden am nächsten Tag nicht wirklich gut ging, verlängerten wir das Zimmer und gönnten uns eine Auszeit vom Reisestress.

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Den Krabbenmarkt wollte ich aber dennoch sehen und ging am nächsten Vormittag alleine los, auch wenn mein Verdauungstrakt etwas meckerte. Je näher ich dem Markt kam, desto lebhafter wurde es ringsum.

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Alles Krabben oder was? Der Markt war nicht besonders groß und vielseitig, aber das Gerange um die kleinen Krabbelviecher war schon lustig anzusehen. Ab und zu wurde ein neuer Korb geliefert, auf den sich die Frauen und Händler sofort raufstürzten, um sich die besten Krabben zu sichern. Ein leckeres Krabbengericht hätte ich schon gerne probiert, aber zur Zeit war mir nicht danach. Hier noch ein paar Eindrücke:

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Ari hatte am Abend zuvor eine Affenhorde entdeckt, die sich in einem parkähnlichen Brachland angesiedelt haben und wohl auch recht zutraulich waren, erzählte sie mir freudestrahlend. Neugierig nahmen sie Kontakt mit ihr auf und versammelten sich im Kreis um sie auf den Boden sitzend herum. Die kleinen Jungaffen zupften an ihren Sachen und untersuchten die Spezie Mensch.

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Wer weiß, vielleicht liessen sie sich von uns füttern und kauften Bananen. Und tatsächlich, der Hordenchef, unschwer an seinem Getue und Gehabe auszumachen, begutachtete das Angebot neugierig aber etwas argwöhnisch. Ein kleines Spiel begann sich zwischen Ari und ihm zu entwickeln. Direkt aus der Hand wollte keiner ein Stück der verlockenden Frucht nehmen.

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Doch mit der Zeit wuchs das Vertrauen der Tiere und sie nahmen uns nicht mehr als Gefahr wahr. Und uns taten sie auch nichts, wie immer gewarnt wurde. Was die aber anrichten können, zeigte sich beim Gähnen eines Tieres. Ein monströses Gebiss mit scharfen und langen Eckzähnen ist wohl ihre stärkste Waffe im Notfall. Die Bananen waren alle und der Sonnenuntergang lockte.

Uns ging jetzt wieder besser und wir buchten für den morgigen Tag die Fahrt nach Kampot zurück, wo wir ja schon einen kurzen Aufenthalt hatten.


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XVIII
Kampot – Nette Stadt am Fluss


Ein Schild fiel uns auf, welches darüber informierte und uns ins Bewusstsein rief, dass wir nur 40 Km von der vietnamesischen Grenze entfernt waren. Manchmal haben wir vor lauter Staunen ganz vergessen, dass wir ja schon seit ein paar Wochen in Asien unterwegs sind, also weit weg von zu Hause. Und das Schild erinnerte uns daran.

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Kep war uns einfach zu langweilig geworden und wir haben uns dafür entschieden auf dem Weg nach Phnom Penh eine Zwischenstation in Kampot zu machen. Jeden Tag fährt ein publicbus mehrmals von Kep aus hin. Ein kleiner Ritt mit einem bequemen Bus tat einfach mal gut. In der näheren Umgebung vom zentral gelegenen Kreisverkehr, in deren Mitte sich eine übergroße Dorian (Stinkfrucht) befindet, konnten wir günstig in einem Guesthouse einchecken. Eine hübsche kleine Stadt am Fluss, die wir uns dich nächsten beide Tage anschauen wollten. Wir hatten genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang hinunter zum Fluss.

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Hier scheint der Fortschritt eingekehrt zu sein, da sich überall was tat, sogar die Strasse wurde richtig asphaltiert mit moderner Technik, staunten wir. Am Fluss gab es zwei Brücken, eine etwas modernere über die große Transport läuft und eine alte ramponierte, die für Autos gesperrt war. Nur Mopeds, Fahrräder und Fußgänger durften da rüber auf die andere Seite.

Eine Stadt von einem anderen Flussufer zu betrachten, bietet oft schöne Aussichten und machten uns auf über die mit Stahlplatten ausgebesserte rostige Brücke. Auf der anderen Seite schienen sich mehr ämere Viertel zu befinden, denn hier sah es schon ganz anders aus. Also machten wir nur einen kleinen Bogen und gingen über die andere Brücke wieder rüber und zum Guesthouse zurück. Und was Essen wollten wir dann doch lieber auf dieser Seite.

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Für den nächsten Tag wollten wir uns wieder zwei Roller ausleihen, um mehr von der Gegend mitzukriegen, ausserdem waren wir beide wieder fit. So fanden wir nach dem Frühstück auch einen kleinen Verleiher mit vertrauensvoll aussehenden Maschinen und fairen Preisen. Wieder mobil freuten wir uns und düsten auch gleich los. Ziel war zunächst an den Salzfeldern vorbei zur Küste, sollte ja nicht so weit sein, dachten wir. Über die alte Brücke war es schon etwas tricky, da viel Verkehr herrschte.

Dann schwenkten wir Richtung Meer und fuhren und fuhren..

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Es wollte kein Ende nehmen und die Wege wurden auch wilder und wilder. Dafür wurde die Landschaft aber auch immer schöner. Schließlich landeten wir in einer Art Wildpark mit toller Vegetation. Wir stiegen unter neugieriger Beobachtung ein paar Kinder ab und wollten Fuss die wilde Landschaft am Meer geniessen.

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Sogar wilde Bananen gab es, einer hatte auch zwei reife Früchte dran. Eine hatte sich schon irgendein Wurm vorgenommen, aber die andere war lecker.

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Der weite Blick über das Meer verzauberte uns ganz schön. Aber wir wollten dann doch weiter, die Mobilität ausnutzen. Also den ganzen langen Weg wieder zurück. Plötzlich bemerkten wir, dass bei Ari’s Roller der hintere Reifen langsam schlapp macht, uff! Nicht schon wieder! Auf dem langen Weg hierher hatten wir kein Laden oder Geschäft wahrgenommen, was uns da hätte helfen können, daher fuhren wir vorsichtig los.

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Und doch, da sah etwas aus wie eine Art Werkstatt und der Fingerzeig auf den platten Reifen wurde mit einer einladenden Geste beantwortet. Mit flinken und geübten Handgriffen war der dicke Mantel ab und der Schlauch wurde, wie wir es von früher her noch kannten geflickt. Das ganze dauerte keine Viertelstunde und wir konnten weiterfahren.

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Mittlerweile war es schon wieder früher Nachmittag bis wir an der Brücke vorbei den Fluss entlang in Richtung Berge ratterten. Die Strasse war jetzt wieder ganz passabel und wir kamen am Zoo vorbei, dort wäre nur noch eine Stunde geöffnet und man wollte leider doch den Tageseintritt haben. Das schien uns sich nicht zu lohnen und wir landeten dann an einem Wat, hoch (okay, vielleicht 800m) auf einem Berg mit toller Aussicht.

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Nun setzte langsam die Dämmerung ein und ich wollte wegen der verlorenen Brille nicht im Dunkeln fahren müssen. Daher ging es zurück in die Stadt. Beim Essen schmiedeten wir einen Plan. Wir buchen für den nächsten Tag die Busfahrt nach Phnom Penh und nutzen die Roller für eine richtige Frühtour zu den Höhlen im Nordosten von Kampot. Da der Rollerverleih ganz in der Nähe der Busstation liegt, würden wir erstmalig mit unserem gesamten Gepäck dann per Roller vom Hotel zum Verleiher und zur Busstation laufen.

Der Wecker klingelte um 07.00 und wir machten uns noch schnell einen „Guesthouse-Asia-Kaffee“. Wir hatten uns nämlich angewöhnt, Instant Pulver mit (lau)warmen Duschwasser aufzugiessen, na ja..

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Die Stadt war schon am Aufwachen und der Verkehr ordentlich, busy busy die Kambodschaner. Die national road bot an der Seite genug Platz um die vielen Laster und sonstige abenteuerliche Transportgerätschaften vorbei rauschen zu lassen. Und der Frühstückshunger meldete sich.

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Hier nun wieder das bekannte Ritual bei kleinen Restaurants an der Strasse, wenn es gilt für Ari was veganes aufzutreiben: „No meat, no fish, no eggs, please“ Den Zeigefinger auf die Gemüsebehälter gerichtet wurde verstanden und zubereitet. Morgens richtig scharf essen, machte uns schon lange nichts mehr aus und wir konnten gestärkt unsere Fahrt fortsetzen. Irgendwo musste es rechts ab gehen zu den Höhlen, die leider nirgends ausgeschildert waren. Man sollte solche Touren ja schließlich nicht selbst unternehmen, sondern in den Hotels buchen.

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Nach kleinen Umwegen fanden wir höhlenähnliche Felsformationen, die aber wohl nicht die gesuchten waren. Jemand in Uniform meinte, wir wären hier falsch und dieses Stück Land würde betriebswirtschaftlich genutzt werden. Wir wurden freundlich, aber bestimmt zurückgeschickt. Auf weitere Nachfragen kamen wir schließlich in einer Siedlung an, wo man uns auch freundlich darauf hinwies, dass es für die Höhlen einen Führer braucht. Den jungen Mann nahmen wir dann hinten bei mir aufs Moped und er leitete uns zu den Höhlen.

Da ich keine Bilder machen konnte, weil der Kamera-Akku auf einmal leer war, möchte ich ausnahmsweise mal auf einen anderen blog verweisen, der die Höhlen sehr schön beschreibt.:

http://161tage.com/tuktukfahrt-rund-um- ... hnom-penh/

So genossen wir diesen Vormittag und machten uns dann auf den Weg zurück, um zu packen. Unser Gepäck ist ja seit Beginn der Reise nicht kleiner geworden und da wurde uns erst klar, wie schwierig Roller fahren mit einem dicken und schweren Rucksack plus Taschen ist. Die wackelige Fahrt vom Guesthouse zum Verleih ging aber gut und die Übergabe verlief reibungslos. Wir brauchten nicht mal bis zur Busstation, denn der Bus sollte um 14.00 Uhr das naheliegende Agenturdepot verlassen. Schnell noch einen Happen essen uns zum Trinken besorgt, dann durften wir einsteigen und ab gings in Richtung Hauptstadt. Und auf die waren wir sehr gespannt, so sehr, dass wir gar nicht bemerkten, dass irgendetwas fehlte..


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL IXX
Phnom Penh – Stadt zwischen 2 Strömen


Der Bus war an diesem Dienstag, den 22. Januar um die Uhrzeit nicht so gefüllt wie gewohnt, aber genauso kalt durch den übertriebenen Einsatz der Klimaanlage. Unsere Augen sogen die vorbeihuschende Landschaft auf und hatten kurz vor der Hauptstadt noch den obligatorischen Touri-Halt, um billigen Tand oder massenhaft Süsskram kaufen zu sollen.

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Der Verkehr nahm rapide zu, denn wir befanden uns offenbar in der Rush-Hour am südlichen Stadtrand. Es ging nur noch schleppend vorwärts, umso mehr wurde die Fahrt zur halben Stadtrundfahrt, denn die Busstation sollte direkt in der City gelegen sein. Unzählige überladene oder zumindest vollbesetzte Fahrzeuge wollten von irgendwo da nach irgendwo dort und wir mittendrin. Alte und schöne Fassaden zeugten von einer Hochzeit in der Vergangenheit und schnieke, kalte neue Gebäude wollen den Bewohnern und Besuchern suggerieren, dass ein neuer Boom mit vielen Jobs im Kommen ist.

Das muss wohl der Grund sein, dass es eine Landflucht in die Hauptstadt gibt und entsprechend Probleme bereitet, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Kommt irgendwie bekannt vor dieses Phänomen, nur erlebten wir hier den Beginn eines solchen Booms. In der City an der Station angekommen waren wir zweierlei verblüfft. Klar, erst mal die aufdringlichen TukTukfahrer abwimmeln, bevor sie sich selbst ein Gepäckstück aufladen, ohne zu fragen natürlich.

Wir sammelten unser Zeug und konnten dieses Wurfzelt (Dschungelparty) nicht im Gepäckraum entdecken. Sollte sich tatsächlich eine dieser Gepäckklaugeschichten ereignet haben? Wir konnten es uns nicht vorstellen und gingen in der Erinnerung zurück. Tja, und mir dämmerte, dass ich das runde kleine Stück wohl nicht mit auf den Roller genommen hatte. Also musste es noch am oder im Guesthouse sein, weit weg in Kampot. Nun, mal sehen, was uns einfällt, jetzt weiter zu unserem gebuchten kleinen Hotel.

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An der Kreuzung blieben wir aber stehen und staunten über die Szenerie. Von allen 4 Seiten floss ein heilloses Durcheinander von Lastern, Bussen, Autos, TukTuks, Fahrräder und Fussgängern an diesem Punkt zusammen und wie von Zauberhand gelenkt, Zentimeter, ja manchmal nur Millimeter aneinander vorbei, ohne jegliche sichtbare Regelung. Quasi wie sich Wellen kreuzen und ineinander sich durchdringen, floss hier im Schleichtempo (City Limit ist 30 Km/h) der Verkehr durch sich selbst, faszinierender Anblick.

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Als unser Hauptstadt-Domizil haben wir uns das Pich Guest House ausgesucht, da es nicht weit weg vom Fluss recht günstig gelegen und mit $ 8.-/Nacht auch erschwinglich war. Von aussen sah es wesentlich schlimmer als von innen aus und die Betreiber waren überaus freundlich und zuvorkommend. Das Zimmer hatte keine Fenster und war daher leider doch sehr stickig aber sauber. Wir checkten ein und beschlossen noch vor Einsetzen der Dunkelheit einen Spaziergang durch die belebten Strassen hin zum Fluss zu unternehmen. Ganz anders als in Bangkok schien es trotz des wuseligen Treibens weniger hektisch zuzugehen.

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Hier konnten wir die asiatische Gelassenheit spüren und die Ursprünglichkeit geniessen, welche sich am Tonle Sap, einem grossen Zufluss zum Mekong mitten in der Stadt, in Form einer gemütlichen Promenade darbot. Frisches und kaltes Dosenbier in der Hand zogen wir an leuchtenden Palästen vorbei und erlebten eine stille und tiefe Freude, an diesem Ort sein zu dürfen. Boote zogen den Fluss rauf und runter, alles irgendwie in Zeitlupe, wir waren ganz gefangen von dieser Stimmung. Höchstens ein „TukTuk Sir, Madame?“ störte kurz den Moment.

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Eine Art kleine Trattoria lud mit leckeren Gerüchen und emsig Rührens in den Woks zum Abendessen, diesmal völlig ohne Probleme wegen veganen Speisewünschen. Es wurde dunkel und nun strahlten alle ehrwürdigen Gebäude im glanzvollen Lichterschein. Entgegen der, bis auf Sihanoukville erlebten abendlichen Beschaulichkeit schien die Hauptstadt nun zu erwachen und es füllten sich die Bars und Restaurants, überwiegend mit einheimischen Gästen. Der Tourismus ist zwar im Kommen, aber noch nicht nervig, wer weiß wie lang noch denke ich mir, wenn ich hier was Vorschwärme..

Immer noch nicht wirklich müde, trotz des langen Tages, versorgten wir uns mit „Abendgetränken“ und schwatzten im Hotel mit den Gästen und Angestellten. Hierbei kam die Idee auf, ob es nicht möglich wäre, unser verlorenes Gepäckstück per Auftrag von Kampot nach Phnom Penh, mit dem Bus sozusagen liefern zu lassen. Dem freundlichen jungen Mann erklärten wir die Situation und gaben ihm die im Internet recherchierte Telefonnummer. Das Zelt war tatsächlich am Eingang liegengeblieben und man überlegte, wie diese ungewöhnliche "Nachlieferung" zu bewerkstelligen wäre. Wir wurden auf Morgen vertröstet.

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Die Hauptstadt hat ca. 1,5 Mio. Einwohner und weist prächtige Bauten, sowie Dutzende Sehenswürdigkeiten auf. Daher fiel es uns schwer, einen durchdachten Stadtbummel zu ersinnen und liessen uns immer die Karte in der Hand einfach treiben. Das Nationalmuseum hatte uns am Abend schon durch die schöne Beleuchtung beeindruckt und um mehr über die Geschichte Kambodschas zu erfahren, nahmen wir uns die Zeit, es zu besuchen. Fotografieren war leider verboten, aber es gibt bestimmt viele Bilder im Netz. Von der zeitgenössischen bis zur vorgeschichtlichen Kunst, alles war hier ausgestellt zu betrachten. Zwar kein unbedingtes Muss, aber doch ein Streifzug durch die kulturelle Entwicklung Kambodschas, bzw. Indochinas.

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Mich hätte eine Flussfahrt zum Mekong interessiert, aber es sollte und sollte nicht klappen, da es ja noch um das verlorene Gepäckstück ging, welches eventuell um 17.00 Uhr an der Busstation landen sollte.

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So schlenderten wir Stadtkilometer um Stadtkilometer die Ecken ab, die uns sehenswert erschienen. Wir verzichteten auf den allseits angepriesenen Russenmarkt genauso wie auf einen Besuch des größten und modernsten Einkaufsparadieses. Das linke Bild zeigt die unerschütterliche Entschlossenheit der Bauherren. Man beachte das Bauziel, welches auf der Tafel angekündigt strotzt und vergleicht es mit der Arbeitsweise. Von der Stromversorgung ganz zu schweigen..

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Das Erkunden einer fremden Stadt ist zwar anstrengend, bietet aber die eine oder andere Überraschung. Ein unscheinbarer kleiner Laden bot allerlei Zeugs und lockte mich mit ausgestellten Münzen (die es ja gar nicht mehr gibt in Kambodscha) im Schaufenster. Nicht dass ich passionierter Sammler wäre, doch habe ich eine Schwäche für die klingenden Zahlungsmittel. Der Inhaber strahlte mich an, als ich mich für seine alten Schätze interessierte und präsentierte mir stolz seinen Katalog. Den hat er in jahrelanger mühseliger Handarbeit selbst gezeichnet! Nun war ich echt von den Socken über so eine Filigranarbeit und erstand zwei Repräsentanten früherer Zeit.

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Einfach zum Schmunzeln..

Im Guesthouse zurück, erfuhren wir, dass unser Wurfzelt doch wirklich mit dem Bus geschickt worden sei und ich es am Busdepot abholen könnte! Der fleissige Hausangestellte wusste den Weg und wir setzten uns gemeinsam in ein (durch ihn wesentlich günstigeres) TukTuk und reihten uns ein in den so genügsamen Wuselschleichverkehr. Und tatsächlich, da stand es, das runde Ding, ein freundliches Lächeln und Freude über die nun zweite gelungene Wiederbeschaffung eines Hab- und Guts fuhren wir zurück. Kleine Reisefreuden in einem fernen Land..

Nachdem wir für die kommende Nacht Aircon dazu gebucht hatten, liessen wir uns noch ein ganzes Kilogramm des sehr leckeren einheimischen Kaffees besorgen und hofften einen Freund zu treffen, der sich auch in der Hauptstadt aufhalten sollte. Zu Fuss sogen wir wieder die abendliche Stimmung in uns ein in Richtung des ausgemachten Treffpunkts. Der erwies sich aber entweder als falsch oder wir waren zu spät dran, schade eigentlich.

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Also genossen wir den zweiten Abend wieder an der Promenade des Flussufers, selbstverständlich mit der nun zur Gewohnheit gewordenen Bierdose in der Hand. Uns überkam eine Sehnsucht, mitten im Winter bei ca. 29 Grad um 22.00 Uhr an einem Fluss sitzend, so eine Erfahrung nicht das letzte Mal erleben zu wollen und erhoben unsere Dosen zu einem bekräftigenden Prost!

Ein älterer Australier, soweit ich mich erinnern kann setzte sich zu uns und lud zu einem Gespräch, so von Weltreisenden zu Weltreisenden ein. Er kannte sich bestens aus mit Asien, denn er war weit und lange auf Reisen gewesen. Wir staunten über alles, was er uns erzählen konnte und bekamen nun noch mehr Reiselust, obwohl wir doch nun auch schon einige Zeit unterwegs waren. Als sich unsere Wege wieder trennten, philosophierten wir über das Reisen, unsere Erlebnisse und unsere Möglichkeiten, zukünftig weitere Reisen unternehmen zu können.

An dieser Stelle und knapp 3 Monate nach unserer Wiederkehr, da ich diese Zeilen rückblickend schreibe, überfällt mich augenblicklich dieses Fernweh wieder. Vielleicht ist das der tiefere Sinn von langen und weiten Reisen, dass es einen in einen größeren Kontext mit unseren Planeten und deren Bewohnern versetzt und bereichert? Wie oft stecken wir in unseren alltäglichen Banalitäten und sehen nicht mehr den grossen Zusammenhang, auch wenn die eigene Heimat ihren berechtigten Wert hat. Wir haben entwurzelte Existenzen kennengelernt, mit denen wir nicht tauschen würden und es hat uns gelehrt, diesen Wert mehr zu spüren und zu verinnerlichen.

Dazu kommt, dass wir mit unserer Feuerkunst allein, solche Ziele wohl nur selten verfolgen werden können, es sei denn, es gelingt uns in der Heimat eine Steigerung unserer Einkünfte, die uns hilft, zukünftig mehr solche Reisen zu unternehmen…

Darüber sinnierend und mit einem leichten Weltschmerzgefühl im Bauch gingen wir zur mittlerweile hoffentlich abgekühlten Unterkunft zurück. Phnom Penh hat in mir auf jeden Fall etwas ausgelöst, was keinem anderen Ort unserer bisherigen Reise gelungen ist und ich konnte kaum einschlafen.

Aufgrund der knapper werdenden Restreisezeit, buchten wir am nächsten Morgen die Weiterfahrt, besser die Rückfahrt in Richtung Thailand mit Zwischenaufenthalt in Koh Kong, was wir ja schon kannten. Ein Big Bus fuhr um 12.00 Uhr und wir bekamen ein günstiges TukTuk. Da unser Gepäck nicht nur wieder komplett war, sondern auch noch um ein paar kleine, aber gewichtige Dinge zugenommen hatte, ersparten wir uns den Fussweg durch die heissen Strassen, auch wenn es nur wenige Minuten gedauert hätte. Es sollte eine 5,5 Std. lange Fahrt ohne besondere Vorkommnisse werden, bis wir die vertrauten Hügel und Gebäude der Grenzstadt erblickten.

Ohne lange zu suchen, nahmen wir das erste Zimmer, was wir nahe der Haltestellekriegen konnten und besuchten Paddy in seiner Bar. Es war wie gewohnt, ein paar Hippies spielten Poolbilliard und andere erzählten sich lustige Geschichten, Reggae-Musik lud zum gemütlichen Beisammensein und man trank Bier oder Whisky/Cola. Ein etwas süsslicher Geruch lag auch in der Luft…


Zicklein
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Zicklein »

Danke BurningGeorge! Hab wieder einmal Eure Berichte verschlungen und hab grad ein ganz komisches Gefühl in der Magengrube....Fernweh, oder besser Heimweh nach Asien. Und ich will auch noch mal nach Phnom Penh. Und überhaupt. Tröstlich, dass ich in 6 Monaten mit lieben Freunden an der laotischen Grenze sein werde.:-) Selbst Berlin im Frühling ist kein Ersatz für Asien..zumindest für mich nicht.
LG Z.


Sandwurm

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Sandwurm »

Ich dachte es gibt kaum jemanden, der mehr schreibt als ich. Weit gefehlt. Ein wirklich lesenswerter und fast schon literarischer Reisebericht. Ich mag das Nachvollziehen individueller Eindrücke und Erlebnisse und das machst du top :wink:

Noch kurz zum Bericht. Also für die erste Asienreise habt ihr ja (fast) alle Register gezogen und keine Mühen und Anstrengungen gescheut. Hut ab. Wir sind dazu meistens zu faul und verbringen 80% des Urlaubes auf unserer zweiten Heimat Phangan, wo ich wahrscheinlich auch bald leben werde, aber das gehört hier nicht hin.

Noch ein kleiner Tipp. Wir haben festgestellt, dass einer der größten Fehler ist, sich bei Ankunft - egal wo - mit einer Landkarte hinzustellen. Dann ist der Taximafia-Terror sozusagen heraus provoziert. Immer so tun als sei man der "Chef" im Ring und schon tausendmal hier gewesen. Klappt meistens :D Ach ja, und noch was zu den Parties aus Phangan. Die Fullmoon kann man in der Tat vergessen, vor allem als Musik-Liebhaber. Mittlerweiler purer Kommerz. Ich erinnere mich mit Wehmut an meine erste Fullmoon '96. Das war noch eine Party und die hätte euch 100% zugesagt.

Die Shiva-Moon, Black-Moon usw. sind ganz klar Psy-Trance und Goa Parties mit teils recht heftigem Sound. Das war schon immer so und wird wohl auch so bleiben. Ich kenne die ganze Jungle-Tribe Posse und die bleiben ihrem Sound treu, den sie auch beherrschen (natürlich ist das Geschmaclssache). Also nichts mit fluffigem Chill-Out. Wenn ihr solche Musik liebt, müsst ihr kommen, wenn ich auflege, z.B. in der Guys Bar, Pirates Bar, Sramanorha Waterfall oder den Sunset Beats am Had Yao :wink:

lg Sandwurm


Sundowner
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Sundowner »

Verfolge diesen sehr schönen und informativen Bericht schon seit Beginn. An einigen Orten in Thailand waren wir auch schon, was das Fernweh wieder hochkommen lässt. Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht, die Pause ist zu lang :kugel Gruss Sundowner


Vera

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Vera »

Von uns auch, gerne mehr...


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Boah.. Nun ist es tatsächlich ein halbes Jahr, dass ich meinen letzten Post vom Reisebericht geschrieben habe. Tja, aber wie so oft im Leben hat alles seinen Grund.
BurningGeorge hat geschrieben:Danke Danke.. :-)
Leider hatten wir letzte Woche einen Wohnungsbrand (wir führen schon ein aufregendes Leben..) und daher anderes zu tun, als am Bericht weter zu schreiben. Das kommt aber bestimmt, nur jetzt haben wir einfach mal wirklich andere Dinge am Start. Ich freu mich aber schon den Bericht fort zu setzen..
LG B.G.
Das war nur eines der Dinge, die uns in diesem Jahr nach der Wiederkehr passierten.. Ich wollt nur hier nicht so viel darüber schreiben, doch jetzt haben sich die Dinge nochmal sehr verändert.
Der besagte Untermieter hatte sich kurz vor dem Brand mein Auto geliehen und prompt einen Unfall gebaut.. Totalschaden! Allerdings bekam der Unfallgegner die alleinige Schuld und ich eine angemessene Schadensregulierung. Das hat zwar gedauert, aber immerhin. Dann hatten wir 4 Wochen mit dem Brand zu tun und parallel musste ja die Feuersaison gemanaged werden. Das ging dann auch richtig gut los, besser noch als im Vorjahr. Ab Mai waren wir fast jedes WE im Einsatz, was unsere Beziehung mehr und mehr belastete.

Vor etwas mehr als nun zwei Jahren erlitten wir einen unfassbaren privaten Schicksalsschlag (sehr enger familiärer Todesfall), den wir kaum verkrafteten. Diese Reise sollte auch ein Stück Heilung bringen. Doch es kam dann alles anders..
Nicht nur die vielen Auftritte (die uns finanziell natürlich halfen), sondern mehr und mehr auch der innere Druck bei ihr wuchs ins schier Unermessliche. Selbst ich als ihr liebender Partner war allein durch meine Anwesenheit (und die damit verbundene Erinnerung an ihre Tochter) zuviel. Auch hatte sie sich ja komplett verändert in den letzten zwei Jahren. Vor 6 Wochen kam es dann zum "Vulkanausbruch" und sie verschwand spurlos für 3 Tage. Danach hatten wir ein Paarberatungsgespräch mit einem versierten Therapeuten.

In dieser 4-stündigen Runde kamen viele "Baustellen" bei uns zum Vorschein, die u.a. auch an der Beziehung nagten. Wir vereinbarten eine "Beziehungspause" auf unbestimmte Zeit und räumliche Trennung, aber mit der Zielsetzung, irgendwann wieder zusammen kommen zu wollen. Diese dauert nicht nur noch an, sondern es entwickelt sich noch weiter auseinander. Nun bin ich also nach 4 J. wieder in meiner eigenen kleinen Wohnung und verstehe die Welt nicht mehr. Wir hatten keinen wirklichen Streit oder sowas. Aber nach dem Schicksalsschlag hat sich ihre Welt eben verändert...

Nun wisst ihr, warum ich meinen Bericht nicht fortgesetzt habe. Das versuche ich jetzt hier für mich allein aber anzugehen. Vielen Dank für Euer Verständnis.
B.G.


Jenny
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Jenny »

Tut mir echt Leid zu lesen was passiert ist :( . Du solltest dich immer an diese wundervolle gemeinsame Reise erinnern. Die schönen Erinnerungen nimmt dir keiner. Und, wer weiss vielleicht kommt ihr ja irgendwann mal wieder zusammen. Das wünsche ich Euch beiden. Wie dem auch sei….lass den Kopf nicht hängen. :)

Unabhäng von dem was Euch passiert ist möchte mich bei dir für den wunderschönen Reisebericht mit all den tollen Bildern bedanken. Schreib bitte weiter..... :)

LG
Jenny


Sundowner
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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Sundowner »

Schön dass du dich wieder gemeldet hast. Vielen Dank für deine Offenheit und alle Gute und viel Kraft für diese schwere Zeit. Schreib bitte bitte weiter. Bin schon ganz gespannt wie die Sache (mit den eingelagerten Klamotten??) ausgegangen ist. :klatsch
LG Sundowner


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XX
Koh Kong – Heilung ersehnt


Dieses Kapitel sollte eigentlich von Ari geschrieben werden, doch aus den genannten Gründen wird das wohl nichts mehr. Dann versuche ich es aus meiner Erinnerung zu erzählen. Auch bin ich nach dem halben Jahr und den aktuellen Entwicklungen nicht mehr so im Schreibfluss, was die Reise betrifft. Mal sehen, vlt. komm ich ja wieder rein.

Als wir im Spätsommer 2012 aufgrund der guten finanziellen Lage durch viele erfolgreiche Feuershows uns für eine größere Reise interessierten, war recht schnell klar, dass es nach Asien, bzw. Thailand gehen sollte. Kambodscha kam als weiteres Ziel erst etwas später auf den Plan.

Asien unter anderem deshalb, da wir (nun kann ich es ja schreiben) uns nach dem unfassbaren Verlust der Tochter von Ari dort spirituelle Heilung erhofften. Die asiatischen Weisheiten, von Buddha bis Laotse sind uns nicht ganz fremd, daher sind wir auch offen dafür . Zumindest wollten wir versuchen, vielleicht einen Schamanen oder sonst wen geistig spirituellen Menschen zu treffen. Oder irgendeiner Zeremonie beiwohnen, die vor allem Ari’s Herz erreicht.

Wir waren daher nicht ohne Grund zu Paddy zurückgekehrt, denn er hatte uns die Wochen zuvor von einem Mönch erzählt, der wohl genau der Richtige wäre. Sie verabredeten einen Termin am darauf folgenden Tag, denn im Tempel sollte sowieso eine besondere Zeremonie (ich glaub für den König) stattfinden. Im Anschluß würde sich der Mönch dann in einer eigenen Sitzung auf Ari konzentrieren. Dieses Intensiv-Erlebnis sollte sie für sich selbst, also ohne meine Anwesenheit erfahren, schlug ich ihr vor, was sie auch annahm.

Schon früh um 05.00 Uhr hörten wir überall montone Gesänge und Glöckchengebimmel. Alle Tempel waren wohl involviert und Ari ging zu Paddy, um gemeinsam zum Treffpunkt zu fahren. Ich machte mir einen lauen Vormittag auf dem Markt. Dort liess ich mir von einem geschickten Goldschmied meinen Anhänger reparieren. Er nahm ein schmales Kupferplättchen und hämmerte darauf rum und hielt es ab und zu in eine abenteuerlich gespeiste Gasflamme. Die $ 5.- waren mir allein das Zuschauen wert.

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Ein Stück die Strasse an unserer Unterkunft vorbeischlendernd roch ich den Duft frisch gemahlenen Kaffeepulvers, was mich magisch anzog. Und siehe da, der Cafebetreiber war ein Deutscher, der auch hängengeblieben ist, wie so einige, die wir immer wieder trafen. Es entwickelte sich ein spannendes Gespräch, u.a. auch über diese unselige Party im Dschungel. Es hatte sich rumgesprochen, dass da fast alles schief gegangen war, was schief gehen konnte.

Irgendwie verging die zeit wie im Fluge und ich dachte, jetzt müsste Ari eigentlich doch wieder zurück sein und war neugierig, was sie wohl erlebt hat. Da wir keine zwei Handys mehr hatten, konnten wir uns auch nicht gegenseitig anrufen und verfehlten uns. Jedenfalls war sie nicht im Hotel und sie zu suchen machte auch keinen Sinn. So setzte ich mich mit einem Bier auf die Hotelveranda und vertrieb mir die Zeit.

Etwas stinkig stand sie auf einmal da und fragte mich, wo ich denn so lange gewesen wäre. Tztztz.. Konnte ja keiner wissen, wie lange lange ist, bei so einer Zelebration und außerdem hatte sie ja auch einen zweiten Schlüssel beim Empfang holen können. Na ja, dann nahm sie sich auch ein Bier und fing an zu erzählen. Ich hab leider nach so langer Zeit nur noch Fragmente im Gedächtnis. Der Mönch erzählte ihr vom Kommen und Gehen der Seelen und das alles nur eine Durchgangsstation wäre hier auf dem Planeten. Alles ist verbunden und im tiefen Bewusstsein verborgen, dem es sich zu öffnen gilt. Der Schmerz des Verlustes ist aber vordergründig, führt zu Blockaden und müsste geheilt werden. Dafür bekam sie eine Perlenkette (die sie heut noch trägt) und ein feines rotes Wollfädchen um das Handgelenk. Das Bändchen sollte möglichst 100 Tage halten und den Abschied symbolisieren, wenn es denn irgendwann reisst.

Das Ganze wurde mit viel Gebet und Gesängen (Mantras nehme ich an) begleitet und zum Schluß gab es wohl auch noch etwas wie eine Taufe. Sie kam klatschnass zurück, wie sie sagte und wollte sich umziehen, kam aber nicht ins Zimmer rein. Ich saß da grad in diesem deutschen Cafe.

Den Sonnenuntergang genossen wir direkt am Fluss und verspürten wieder diesen Weltschmerz, da es für uns hiess, uns von Kambodscha, diesem tollen Land zu verabschieden.

Abends gingen wir also wieder zu Paddy, der Ari nun mit anderen Augen sah. Wir buchten für den kommenden Tag bei ihm die Durchfahrt von Koh Kong über die Grenze nach Trat, um uns von dort auf Koh Chang verfrachten und verschiffen zu lassen.

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Die Abholung klappte noch gut, aber am Busbahnhof ergaben sich Schwierigkeiten. Offenbar gab es nicht genug Fahrgäste für den Sammeltransport die ca. 16 KM von hier bis an die Grenze. Keine Information, niemand wusste Bescheid, Asien mal wieder..

Dann aber doch wieder völlig unkompliziert, kam der Vorschlag eines anderen Taxifahrers, uns gegen einen kleinen Betrag dorthin zu fahren. Wir sagten zu, da auf der anderen Seite der Bus nicht warten würde. Die Grenze problemlos mit der zweiten Einreise im Visa passierend und zig Gepäckträger abwimmelnd, nahmen wir wehmütig Abschied. Ob wir wohl jemals wieder hierher kämen..?


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XXI
Koh Chang – Unsere letzte Insel (Teil 1)


Nun waren wir also in Thailand und wollten uns nach einigen Überlegungen doch lieber noch etwas Strand gönnen, als irgendeinen dieser unzähligen Sehenswürdigkeiten, Tempelanlagen rund um Bangkok. Außerdem waren wir mittlerweile schon ziemlich erschöpft von den vielen Touren und Transporten. Koh Chang schien uns da am Ehesten die geeignete Insel in Richtung Bangkok zu sein.

Es sollte wieder einer dieser langen Reisetage werden. In Kambodscha ging es ja um 09.00 Uhr los und mittlerweile war es schon 11.30 Uhr als wir an der Grenze in den vollen Minibus reingestopft wurden. Die ersten 20 Km von geschätzen 100 bis zum Hafen gerade mal absolviert, aber immerhin wir fuhren..

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Die Buchung erwies sich als sinnvoll, da es nun mit einmal umsteigen in Trat direkt bis zum Hafen ging. Ein richtig schöner alter Seelenverkäufer erwartete uns, was uns nur ein müdes Lächeln abringte und ohne mit der Wimper zu zucken holten wir uns demonstrativ erstmal ein kühles Chang, dem anvisierten Inselnamen entsprechend. An der hinteren Reeling zum Autodeck hin, winkte uns eine Einheimische lustig zu. Sie saß auf einem Pick-Up und kam von ihrem Landurlaub zurück, wie sie uns später erzählte.

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Ari war ja in den Wochen in optischer Transformation von der Rucksack-Touristin hin zur Einheimisierung, was der kambodschanische Tropen-Arbeitshut deutlich signalisierte. Dies schien der jungen Frau so sehr zu gefallen, dass sie heftig gestikulierend auf eine große Blume zeigte, die sie uns offenbar nach oben werfen wollte. Nach zwei Versuchen gelang es uns die schöne Blume zu fangen und Ari hielt sie stolz und fröhlich fest.

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Es dämmerte und wir tuckerten dem Sonnenuntergang und dem Ungewissen entgegen, da wir nur bis zur Insel gebucht haben. Für eine Unterkunft konnten wir uns aus dem kambodschanischen Internet nicht entscheiden, wir würden schon was finden. Am Inselhafen merkten wir recht schnell, dass Eile geboten ist, um noch halbwegs günstig an die Strände per Minibus zu kommen. Es herrschte reges treiben und die, die ein Ticket für ein Hotel hatten (fast alle!) wurden zu erst bedient.

Glücklicherweise hatte man mit uns ein Einsehen und wir durften auch noch mit. Das war allerdings dann der neue Transportrekord. 17 oder 18 Mitfahrer, alle natürlich mit Gepäck quetschten sich zusammen, waren aber froher Dinge und Vorfreude auf ein paar schöne Tage am Meer. Die Strasse wurde dem alten Song-Klassiker gerecht: „The long and winding road“, denn es sehr kurvenreich ging auf und ab bis zu einer Stelle, an der das Gefährt hielt.

Hier war es so steil und kurvig, dass die von oben kommenden Autos an einer Haltelinie warten mussten, wenn sich von unten ein anderes näherte! Abgefahren..
Es war ja schon dunkel und wir wollten mindestens bis zum „Lonely Beach“, von dem wir einige gute Berichte gelesen hatten, um dort nach einer passenden Unterkunft zu schauen. Unsere Reisekasse war noch recht gefüllt, da wir oft sparsam waren. Daher nahmen wir das bis dato teuerste Zimmer für 800 THB (inkl. Aircon) bei einem dänischen Anbieter. Die 5-6 Tage bekämen wir das schon noch hin, dachten wir und genossen den bescheidenen Luxus. Endlich ankommen und irgendwo was Essen und natürlich den obligatorischen 7/11 aufsuchen. Ihr wisst schon..

Der kleine Spaziergang durch die touristisch geprägte Strandstrasse versprach einiges an Vielfalt und vlt. auch ein paar nette Bars und Leute. Das wollten wir dann am nächsten Tag erkunden und vor allem endlich wieder im Meer baden. Wir waren richtig auf Badeentzug, da Sihanoukville der letzte Strandgenuss schon wieder 11 Tage zurück lag.

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Nur ein paar Hundert Meter entfernt, öffnete sich uns der Lonely Beach, der seinem Namen nicht wirklich zur Ehre gereichte. Dort gab es eine richtig schnuckelige Bar direkt am Strand und: Gute Musik!!!

Aus den Boxen drang schöne alte Rockmusik, wie Santana, Doors, etc. Ja wie toll war das denn! Nach unserer Herkunft und Intention gefragt, stellten wir uns als Feuerspieler aus Deutschland vor und boten, falls gewünscht auch Kostproben unseres Könnens an. Ach was ein Zufall, der junge Bartender, namens Num spielt auch mit Feuer und wir verabredeten uns für den Abend zu einer gemeinsame Feuerrunde direkt am Strand (natürlich wieder mit Diesel!!).

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Voller Vorfreude planschten wir den Nachmittag entgegen und erfuhren auf dem Nachhause-Essensweg noch von einer Party am Wochenende, die auf unsere Nachfrage hin auch an einer Feuershow interessiert wären. Wir waren in unserem Element, gleich zwei Bars, die uns wollten! Mit unseren „Spielzeugen“ (Stab, Poi und Feuerseile) bewaffnet zogen wir dann am frühen Abend zu Num in seine Bar. Er spendierte uns einen leckeren Drink, was beim Feuerspielen am Strand sicher kein Problem darstellt. Bei gebuchten Shows in der Heimat ist das tabu.

Die Leute waren sichtlich angetan von uns Dreien, da wir viel Abwechslung boten durch die verschiedenen Instrumente. (Leider gibt es keine Bilder davon, aber wer aufmerksam die Bilderherkunft verfolgt, wird fündig, was wir so machen). Die meisten einheimischen Feuerspieler beschränken sich auf das Spiel mit dem Stab. Diese sind alle selbstgebaut und je links und rechts mit Baumwoll- oder Jeansfetzen bestückt. Unser Zeug ist mit Kevlar gefertigt, ein teures aber sicheres Spezialmaterial, was die wohl noch nie gesehen haben.

Als der Dieselvorrat nach 3 Runden zu Ende ging und die Stimmung auf dem Höhepunkt war, hatten wir eine fröhliche Tischrunde mit Freigetränken. Jawoll, meine Herren.. so haben wir es gern. Die Fortsetzung am nächsten Abend war beschlossene Sache..
..müde und erschöpft, aber mit einem glücklichen Gefühl im Bauch und gekühltem Zimmer liessen wir uns in die Betten fallen..

Wir beschlossen, uns für die nächsten Tage je einen Motorroller zu mieten, um möglichst viel von der Insel zu sehen. Gleich am nächsten Vormittag fanden wir zwei schicke Roller, obwohl Ari etwas haderte, dass es nirgends bezahlbare Motorräder gab, schließlich hat sie den Schein dafür. Ein Roller war im Prinzip unter ihrer Würde. Mir machte das ja schon so viel Spaß, dass ich im Kopf schon den Plan hatte, mich zu Hause nach einem Roller umgucken zu wollen.

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Um für den Abend fit zu sein, unternahmen wir nur eine kleine Tour nach Bang Bao an der Südseite der Insel, wo es hiess, dass man dort gut Schnorcheln könne. Ist das nicht ein Traum? Auf Motorrollern unterwegs zu Traumstränden, das Schnorchelset im Gepäck..?

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Na ja, viele bunte Fische haben wir jetzt nicht gesehen, doch war die Unterwasserlandschaft schon sehenswert. Der lange Pier aber, der hat uns dann entschädigt. Dort gönnte ich mir mal wieder ein etwas gehobeneres Meeresfrüchtegericht und fühlte mich wieder mal wie ein Globetrotter…


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Kapitel XXII
Koh Chang – Unsere letzte Insel (Teil 2)


Das abendliche Feuerspiel fiel leider aus, da es dem Num offenbar am Vorabend den Stecker gezogen hat und er nun krank war. Diesel hatten nicht besorgt, also dann Morgen? Und es gab ja auch noch genug Trubel in den Strassen und Gassen.

Auf Koh Chang soll es gute Möglichkeiten geben, Elefanten-Camps zu besuchen, inkl. Ritt auf deren Rücken, was sich Ari schon lange ersehnte. Also rauf auf die Roller und die Strassen, die wir von der abendlichen Herfahrt kannten, wieder rauf und runter.

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Nicht weit weg war auf der Karte ein Aussichtspunkt eingezeichnet, den nahmen wir natürlich mit. Uns bot sich ein wunderbarer Anblick über die gesamte Bucht und eine kleine Insel, namens „Koh Man Nai“. Man hätte die sogar per Kanu oder Paddelboot erreichen können, was uns aber in den Tagen versagt bleiben sollte.

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Da kam schon das erste Camp in Sicht, doch irgendwie waren wir etwas befremdlich berührt, da uns die Haltung der Elefanten überhaupt nicht artgerecht erschien. Aber es gab ja noch das andere, welches in den Reiseführern auch als das „Bessere“ beschrieben wurde. Dafür mussten wir aber ein ordentliches Stück fahren. An der oben erwähnten „Haltelinie“ hatten wir Vorfahrt und düsten munter den steilen Berg rauf, einfach geil..

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Im „Ban Kwan Chang-Elephant Trekking“ spürten wir sofort den Unterschied. Mitten am Rand des Urwaldes hatte man sich dort sehr viel mehr Mühe gegeben, den Tieren eine schöne Umgebung zu bieten. Das äußerte sich natürlich auch im Preis, was aber durchaus gerechtfertigt erschien. Mir flössten die großen Dickhäuter so großen Respekt ein, dass ich auf einen Ritt verzichten wollte. Für Ari war das die Erfüllung eines kleinen Traums.

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Nach kurzer Wartezeit gings dann auch los und die Karawane verschwand im Wald..

Auf der Hinfahrt hatte ich eine „Driving Range“, also die Gelegenheit ein paar Bälle zu klopfen erblickt. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, aber das ist nun mal mehr mein Ding als auf einem Tier zu reiten. Ich hatte gut zwei Stunden Zeit und fuhr die paar Kilometer zurück. Wieder war auch da nix los und ich konnte nach Koh Pangan erneut meinen Schwung überprüfen, was auch erstaunlich gut klappte..

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Zufrieden am Camp zurück, kam die Karawane wieder und es durfte gefüttert werden. So sehr wie Ari strahlte, konnte ich mich mit ihr freuen und knipste drauf los. So ein Erlebnis muss ja festgehalten werden.

Den Strand an dieser Stelle der Insel wollten wir auch kennenlernen und das Bad im Meer in der einsetzenden Dämmerung war einfach wunderbar. Im Halbdunkel mussten wir uns nun sputen, da ich meine „Nachtfahrbrille“ ja ziemlich am Anfang der Reise verloren hatte, und das angesichts dieser Strassen hier echt Probleme für mich bereitete.

Um dieses Mal vorbereitet zu sein, besorgten wir uns ein paar Liter Diesel und hofften an diesem Abend auf unseren jungen Freund als Mitspieler (und Getränkelieferant, schließlich trugen wir zur allgemeinen Unterhaltung bei). Aber der war und blieb verschwunden. Das sollte uns aber nicht abhalten, wenigstens ein, zwei Runden zu Feuern, sehr zur Freude der Gäste.

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Nun neigten sich auch hier unsere Urlaubstage und wir gaben am nächsten Tag die Roller ab, da ja nur noch ein Abend mit der Party bevorstand. Den letzten Badetag unserer langen Reise verbrachten wir am Strand schlendernd und leicht wehmütig angesichts der vielen vielen Erlebnisse und sinnierend der ungewissen Zukunft zu Hause. Wieder ein wunderbarer Sonnenuntergang, am Meer sitzend mit noch nassen Haaren schwiegen wir einfach nur..

Aber da war ja nach dem Packen des gröbsten Zeugs noch die erwartete Party, auf der wir noch mal zum Einsatz kommen sollten. Doch wieder mal kam es anders, die Party war falsch angekündigt und fand erst am darauffolgenden Abend statt, wo wir schon auf der Rückreise nach Bangkok sein würden. Da wir nun mit allem Zeug eh da waren, spielten wir einfach so zur Überraschung der wenigen Gäste der Bar.

Nächsten Morgen gings recht früh zur Sache, da erstens der Treffpunkt am Sammeltaxi zum Pier ein Stück weit weg war und zweitens die Fähre um 10:30 Uhr zu bekommen war.

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In der sog. „Peaksaison“ ist jedes Sammeltaxi einfach mal proppenvoll, da waren wir inzwischen darauf vorbereitet. Einen neuen Rekord gab es nicht zu verzeichnen, doch eng war es schon. Und vom Gefühl her ging es ja in Richtung Ende hin, auch nicht gerade stimmungsfördernd. So nahmen wir alles hin, was man uns hiess und stiegen gegen Mittag in den kalten Big Bus. Irgendeinen Tag zuvor hatten wir noch mit Mike telefoniert, der nach unserem Treffen in Kambodscha auf seinem 7-Monatstrip offenbar ganz Asien bereisen wollte. Er wäre aber auch gerade in Bangkok und wir verabredeten uns lose in der Khao San Road. Die wollten wir uns die letzten 2-3 Tage bis zum Abflug noch geben.


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Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Roland »

Schöner Bericht.
Am besten fand ich das Bad mit meiner Kleinen. :mrgreen:
586.Koh_Chang_Elefantencamp.JPG


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

KAPITEL XXIII
Bangkok – Und wo sind unsere Sachen??


Schon seit zwei, drei Wochen haben wir vergeblich versucht unseren schrägen Couchsurfer Ralf per Telefon und Skype zu erreichen, er war einfach nicht aufzutreiben und antwortete auch nicht. Nicht nur, dass ja unsere gesamten Wintersachen beim ihm lagerten, wäre es zumindest eine Möglichkeit gewesen, noch ein paar Nächte dort zu übernachten.

Zunächst machte uns das kein großes Kopfzerbrechen, aber mit dem näher und näher rückenden Reiseende, machten wir uns nun doch langsam Gedanken. Inzwischen hatten wir ja das „4 Sons Place Guest House“ in der Nähe zur Khao San Road gebucht, u.a. weil wir dort auch hofften, unseren Freund Mike zu treffen. Na ja, und seien wir mal ehrlich, dieses Touriziel muss man ja wohl gesehen haben, wenn man schon mal in Bangkok ist, oder?

Aus der Erinnerung heraus weiss ich nicht mehr genau, wie wir vom Busbahnhof dahin kamen, ich glaub mal, dass es ein TukTuk war. Das dieses Guest House eine Kette war, erfuhren wir, als wir erstmal in das falsche Filialhaus stiefelten. Man war aber sehr freundlich und führte uns durch bunte und reichlich bevölkerte Gassen zu dem Unsrigen. So bekamen wir schon einen Vorgeschmack auf den Trubel hier.

Das Zimmer war okay und wir wollten nun endlich ins Geschehen und auch schauen, ob wir was Leckeres zum Essen finden würden. Noch schnell ein Versuch per WiFi den Ralf zu erreichen, schickte ich ihm eine Skype-Nachricht. Just in dem Moment klingelt das Handy und Mike war dran.. *freu* Er war ganz in der Nähe und wir erklärten ihm den Weg. Dauerte auch nicht lange und wir freuten uns über das Wiedersehen.

Nun, aber mal los und ich wollte grad das kleine Notebook schließen.. Doch, halt..
“Hey!“ rief ich laut, „der Ralf hat geantwortet!“ Wir können unsere Sachen abholen, er wäre Daheim die Tage. Na Bitte, geht doch. Ich antwortete noch schnell und bat um die Adresse oder wie man von der Innenstadt am besten zu ihm käme. Bangkok ist ja ne Riesenstadt und durch das Verkehrssystem durchzublicken hatten wir noch nicht wirklich die Gelegenheit gehabt. Wir tauschten noch mal die Telefonnrn. aus, da sowohl er als auch ich jeweils neue hatten. Ist schon tricky mit der Kommunikation.

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Dann gings los und wir staunten Bauklötze über das Gewimmel und Gedudel aus allen Bars und Läden. Bunt, bunter am Buntesten, so in etwa würde ich die Khao San Road beschreiben wollen. Massen von Menschen wälzten sich an einander vorbei oder sassen gemütlich an einem Drink schlürfend vor einer Bar des eigenen Geschmacks. Wir gönnten uns ein Pat Thai wieder mal in drei verschiedenen Richtungen, vegan, mit Ei und mit Chicken. Natürlich gab es viel zu erzählen, seit sich vor einigen Wochen unsere Wege trennten.

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Der nächste Tag war auf Empfehlung hin zunächst dem Chatuchak Weekend Market gewidmet, wo wir uns per TukTuk hinfahren liessen. Dort gab es einfach Alles, so schien es. Vielleicht waren aber schon so übersättigt vom vielen asiatischen Billigkram, dass in uns einfach keine Kauflust aufkommen wollte. Wir rätselten darüber, dass so viele in der Heimat immer davon schwärmten. Sind wir wirklich so anders?

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Auch rumschlendern und anschauen macht Spaß, schließlich hatten wir ja auch genug Dinge und Sachen. Aprospos Sachen, es war immer noch unklar, wie wir zum Ralf kämen, so rief ich ihn an. Er ging schon wieder nicht ran und die genaue Adresse hatten wir auch nicht, ggrr..
Doch dann kam die Nachricht per sms, dass er Morgen in die Stadt (?) müsste und wir uns um 16.00 Uhr an der Hua Lamphong Train Station treffen könnten. Unsere Sachen würde er mitbringen. Uff.., okay, scheint ja doch noch zu klappen, freuten wir uns und fuhren irgendwie wieder ins Hotel. Abends genossen wir den Trubel und buchten einen recht günstigen und vor allem einfachen Transport vom Hotel zum Flughafen für den Abflugtag, besser Abflugabend.

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Ausgeschlafen nach langer Nacht in der „Road“ und durch „Pat Thai“ (s.o.) gestärkt, wollten wir auf dem Weg zu diesem Bahnhof noch einen Abstecher in Chinatown wagen. Aber auch hier haben wir mehr staunend geschaut, als irgendwas brauchbares für die Heimat zu finden. Wir witzelten schon, dass wir kaum zu Hause angekommen, uns tausend Dinge einfallen würden, die wir hätten kaufen können.

Ein kurzer TukTuk-Trip zum Hua Lamphong und die Spannung stieg. Ein wunderschöner Bahnhof ist das und verteilten uns immer in Sichtnähe auf die verschiedenen Ausgänge, um den Ralf ja nicht zu verpassen. Wir wussten auch nicht, welches Transportmittel er benutzen würde. Es war inzwischen 16.30 Uhr geworden und wir fragten uns schon wieder, was blos mit dem los ist. Den Minutenzeiger der Bahnhofsuhr verfolgten wir nun in kürzeren Abständen, da er auch nicht ans Telefon ging. Nichts, keine Antwort, keine SMS, einfach gar nichts kam von ihm.

Nun waren wir echt stinkig und beschlossen nach 1,5 Std. Wartezeit erstmal aufzugeben und über eine andere Lösung nachzudenken. Nicht weit weg sollte laut Karte ein Landungssteg des Chao Phra Ya River sein. Ein großer Fluss, der sich durch Bangkoks Innenstadt schlängelte und viele Bootsverbindungen anbot, unter anderem auch eine Linie mit Haltepunkt ziemlich nahe der Khao San Road. Immer noch verärgert überlegten wir auf dem Weg dahin, wie wir bloß an unsere Winterklamotten kommen könnten, das darf doch alles nicht wahr sein.

Die Fahrt mit einem größeren Longboot war einfach toll und besänftigte uns ein wenig. Zack zack ging das, wenn wieder einer der zahlreichen Piere, mal an dem einen, mal an dem anderen Ufer angesteuert wurde. In weniger als max. zwei Minuten musste aus- oder eingestiegen werden. Kaum war der letzte Fahrgast drin, heulte der Motor auf und man musste sich festhalten, so rasant donnerte das Boot über den Fluss.

So rasten wir an etlichen Tempeln und Palästen vorbei, was angesichts der prächtigen Beleuchtung wirklich schade war. Aber es ist ja ein Verkehrsmittel und kein Ausflugsboot. Im Hotel angekommen, wollten wir versuchen, einerseits noch den Mike zu treffen und andererseits per Skype den Ralf zu kontaktieren. Der war dann auch tatsächlich online und ich fragte ihn, was denn gewesen wäre und warum er nicht am Bahnhof erschienen ist.

Jetzt kommt der Hammer!

Er antwortete, dass er da war und selbst fast eine Stunde gewartet hätte! Angeblich gegenüber vom Bahnhof, ach was..
Ihm ginge das alles auf den Keks mit unseren Sachen und was er überhaupt damit zu tun hätte!
Halloo??

Er hat unsere Sachen in einer großen Tüte durch die Stadt geschleppt und sie dann nach seiner angeblichen Wartezeit einfach über einen Zaun in irgendein Grundstück geworfen!!!
Da könnten wir die dann auflesen..

Ja hat der sie noch alle? Wir waren echt platt, inzwischen war es recht spät geworden, wir hatten Hunger und waren auch müde. Da jetzt noch mal mit TukTuk oder Taxi los zu fahren, hatten wir einfach nicht mehr drauf. Außerdem wussten wir ja gar nicht wo dieses Grundstück sein sollte und ob die Klamotten dann überhaupt noch da wären. Deprimiert und auch fassungslos über dieses Umgehen mit fremden Eigentum brauchten wir erst mal einen starken Drink.

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Am Morgen unseres letzten Reistetages überlegten wir hin und her, welchen Aufwand wir bereit wären, um noch an unsere Sachen zu kommen. Wir bekamen auch keine Antwort per Skype mehr, da er uns offenbar aus der Liste gestrichen hatte. Also auch keine Beschreibung des Grundstücks. Schliesslich gaben wir auf. Der Wert unserer Sachen war jetzt gar nicht mal der große Verlust, allein die Tatsache, wie dieser Verlust zustande kam machte uns wütend. Dazu kam der Gedanke, dass wir mitten im Winter landen würden und es nach knapp 2 Monaten in der Wärme, sich sowieso schon richtig kalt anfühlen würde. Und dann noch ohne entsprechende Winterbekleidung, na toll! Was ein Abschied..

Nun, es war ja nicht zu ändern, also packten wir das, was wir hatten flugbereit zusammen und stiegen am frühen Abend in den Bus zum Flughafen. Uns bedrängte ein wehmütiges gefühl, dass unsere reise nun wirklich zu Ende ging und wir tausende von Eindrücken zu bearbeiten haben. Eindrücke die uns sicher noch lange lange Zeit beschäftigen wird.

Von unterwegs hatte ich immer mal ein paar Bilder und Kurzberichte gen Heimat geschickt, um unsere Familien und Freunde auf dem Laufenden zu halten. Dabei ist mir auch der Wunsch geboren, einen ausführlichen Reisebericht verfassen zu wollen. Dieser ist mit diesem letzten Kapitel auch fast erfüllt. Bleibt nur noch zu erzählen, dass wir zwei ruhige Flüge hatten mit Zwischenlandung in Abu Dhabi. Am 05. Februar 2013 landeten wir in Frankfurt am Main und zum Glück waren es immerhin 6 Grad über Null, also nicht ganz so schlimm.

Den Mietwagen hatten wir noch in Asien per Internet gebucht und ich fuhr seit Wochen mal wieder Auto und keinen Motorroller. Wer längere Zeit in der Weltgeschichte unterwegs war, kennt bestimmt dieses ganz mulmige Gefühl wieder nach Hause zu kommen, nicht? Es ist als ob man ein längeres Theaterstück besucht oder einen überlangen Kinofilm gesehen hätte. Die alltäglichen Dinge werden neu und unter den erlebten Eindrücken ganz anders wahrgenommen. Erst nach einiger Zeit kommt der Alltag und holt einen ein. Und doch wird es ein klein wenig anders sein, als es war.

Wie sehr, musste ich nach etwa einem ¾ Jahr erfahren, denn inzwischen hat sich alles verändert seid dieser wunderbaren ersten Asienreise. Wie es weitergeht weiss ich noch nicht, bin selbst ganz gespannt. Jetzt aber erst mal stolz so einen ausführlichen Reisebericht verfasst zu haben. Allen Lesern und Kommentatoren danke ich für das Interesse und wünsche allen weiterhin viele schöne Reisen und Erlebnisse in ihren Leben!
Euer Burning George


Sundowner
Stammgast
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Registriert: 07.02.2013, 13:38

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von Sundowner »

Vielen Dank für diese tollen, authentischen Berichte eurer Reise. :klatsch Das mit den Klamotten ist ja wohl der Hammer. Da fällt einem nichts zu ein. Aber wer sich so ein Karma schafft..........
Dir wünsche ich alles Liebe und Gute und hoffe, dass du bald mal wieder die Gelegenheit hast uns so einen tollen Reisebericht zu liefern.
LG Sundowner


BurningGeorge

Re: Reisebericht unserer ersten Asienreise

Beitrag von BurningGeorge »

Danke Sundowner.. :D
Bin selbst ganz baff, dass er jetzt tatsächlich fertig ist und so umfangreich geworden ist. Allein die Texte sind (mit Word gedruckt) über 80 Seiten! Nun ist in mir das ehrgeizige Ziel erwacht, es bebildert quasi in Buchform in den Händen halten zu wollen. Das werden dann wohl um die 150 Seiten.

Ob und wann es wieder so einen Bericht geben wird, steht aufgrund der Ereignisse und Veränderungen leider in den Sternen..

Aber ich les ja auch gerne andere Berichte..


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